Es scheppert, quietscht, brummt, dröhnt und bewegt sich in alle Richtungen; die Kunsthalle Luzern widmet sich dem breiten Spektrum an elektrifizierten, kinetischen, mechanischen und robotischen Kunstwerken von schweizerischen und internationalen Kunstschaffenden.
Kunsthalle Luzern | Aus Strom
Neun Kunstschaffende
Innerhalb einer kuratierten Gruppenausstellung wird in der Kunshalle der experimentelle Variantenreichtum bewegender und klingender Kunstwerke thematisiert. Die ausgestellten Kunstwerke changieren zwischen trashiger Do-It-Yourself-Ästhetik und technisch hochstehend ausgeführte Apparaturen. Vier Frauen und fünf Männer widmen sich in ihrer künstlerischen Arbeit auf differenzierte Weise mit der Ausstellungsthematik von Elektrik Kinetik, Robotik, Mechanik und Pneumatik.
Die junge Künstlerin Viola Clematide (*1992, Thurgau) setzt Fundgegenstände und Alltagsmaterialien in Bewegung und erzeugt mehrschichtige Geräuschkulissen. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Kunst und Technik, wobei eine subtile Transformation der gewählten Objekte zu innovativen Klangensembles führt.
Der gelernte Konstrukteur und Kunststudent David Herren (*1984, Thurgau) entwickelt softwarebasierte, interaktive Installationen, welche auf Lichtsituationen und Bewegungsmuster reagieren. Elektromotoren werden durch Umgebungslichtsensorik angetrieben und versetzen Drähte in Schwingungen oder tarieren mit ruckartigen Bewegungen eine Metallkugel aus.
Die gebürtige Zugerin Anina Hug (*1983, Zug) modifiziert unter anderem alte Kassettenrekorder zu selbstgebauten Theremins, bei denen Tonhöhe und Lautstärke durch die Veränderung des Abstandes der Hände zu zwei Antennen bestimmt werden können. Mittels performativ-experimentellen Musikkollektiven präsentiert die Künstlerin ihre Erfindungen dem Publikum.
Unter dem Label Dim-Tech entwickelt der Luzerner Daniel Imboden (*1970, Luzern) technische Innovationen und Apparaturen in den Bereichen Kunst und Industrie. Beispielsweise klingt eine seiner Bauanleitungen wie folgt: Man nehme einen Sektflaschen-Drahtverschluss, den Vibramotor eines Handys, eine Tintenpatrone, zwei Kabelbinder und eine Knopfzellenbatterie. Mit diesen Bauteilen fertig Daniel Imboden ein selbständig zeichnendes Kleinobjekt, das seine Spuren auf dem Bildträger hinterlässt.
Für ihre Masterabschlusspräsentation an der Kunsthochschule Athen hat Ylena Katkova (*1987, Kasachstan) eine Reihe an umfunktionierten Kinderspielzeugen und Fundgegenständen in einer raumgreifenden Installation präsentiert. Herumschwirrend und sinnlose Handlungen ausführend, bewegen sich ihre elektronischen Plastiken an den Wänden, auf dem Boden oder in der Luft durch den Ausstellungsraum.
Der Waadtländer Yoan Mudry (*1990, Lausanne) verwandelt Alltagsobjekte zu ironischen Kommentare auf die Konsumgesellschaft. Seine Serie «Dirty Ghosts» besteht aus einer Gruppe absurder Schuhroboter, die mit einfachsten Mitteln zum Laufen gebracht werden. Oder er lässt zufallsgeneriert einen auf englisch gesungenen Coversong von einer belgischen Punkband von fünf italienische Kaffeemaschinen ‚‹singen›…
Livia Müller (*1991, Luzern) hat soeben ihr Masterstudium an der Hochschule Luzern – Design & Kunst abgeschlossen und konzipiert unter anderem elektronische Wesen und pneumatische Objekte. Sie nutzt unterschiedliche Materialien wie Plastik, Klebeband, Keramik oder Wasser für die Herstellung ihrer oft orts- und raumspezifischen Installationen.
Aus einer Mischung von High-Tech und archaischen, organischen Materialien fabriziert Quido Sen (*1948 in Ostrava, CZ) vielschichtige und auf den ersten Blick durchaus absurd wirkende Installationen und Objekte. Seine tierartigen Gebilde, bestehend aus Gemüsesäcken, füllen sich langsam mit Luft und entleeren sich wieder, wobei der Vorgang von Atmung inszeniert wird.
Flo Kaufmann (*1973, Solothurn) bezeichnet sich selbst als «bricoleur universal» und widmet sich in seiner künstlerischen Arbeit der experimentellen Auseinandersetzung mit Elektronik, Musik und Videoinstallationen. Dazu nutzt er vielerlei Alltagsmaterialien und Fundgegenstände, wobei er deren Ursprungsfunktion abstrahiert und zu neuartigen Objekten und Instrumenten transformiert.