Mit grossen, in Beton gemeisselten Zeichnungen prägt die Künstlerin mit ihrer Kunst am Bau-Arbeit «BASICS» die Atmosphäre im neuen Gebäude der Fachhochschule für Gesundheitsberufe in Winterthur. Ihre Arbeit ist eine Referenz auf die Mikro- und Makrostrukturen unserer Welt, sie ist frei assoziativ entstanden und doch im Kern mit der Materie der Lernenden verbunden.
Kunst am Bau | Judith Albert
Die Künstlerin Judith Albert ‹tätowiert› die Betonhaut der imposanten Wände im Haus Adeline Favre, einem Gebäude der ZHAW Winterthur
Judith Albert (*1969, Sarnen) ist eine Schweizer bildende Künstlerin. Videoarbeiten bilden den Schwerpunkt ihres Werks. Auch Installation und Zeichnung, häufig mit dem Medium des Videos kombiniert, spielen eine zentrale Rolle. Die Künstlerin hat zahlreiche Interventionen im öffentlichen Raum realisiert. (Quelle: Wikipedia)
Überdimensionale Tattoos
Während mehrerer Tage mischte sich Judith Albert unter die Studierenden an der ZHAW Winterthur und besuchte verschiedenste Unterrichtsveranstaltungen im Gesundheitsbereich, die neu im Adeline Favre Haus unterrichtet werden. Frei assoziierend reagierte sie in kleinformatigen Bleistiftzeichnungen auf das Gesehene und Gehörte. Ihre zeichnerischen Notationen verflossen dabei zu einem Wahrnehmungsstrom über die Human Condition und führen uns sanft an Fragen nach dem grossen Rätsel der biologischen Grundbedingungen des Daseins heran, den «Bausteinen des Lebens».
Mikro- und Makrostrukturen der Welt
Elf dieser Zeichnungen durchliefen im Anschluss daran einen aufregenden Transformationsprozess: Die zart wirkenden, zeichenhaften Notate wurden massiv vergrössert auf die Wände übertragen. Anschliessend wurden die Zeichnungen in einer Art zeitgenössischer Sgraffito-Technik mittels handwerklicher Steinmetzarbeit in den Beton gemeisselt. Die skizzierten Linien tauchen nun als überdimensionale Tattoos an den Sichtbetonwänden des Atriums auf. Die verschachtelte Architektur des von pool Architekten entworfenen Innenbaus wird zum Körper, dessen Haut tätowiert wird. Das Offenlegen der im Beton verborgenen Gesteinsmischungen durch die Meissel der Steinbildhauer*innen verleiht dem Material etwas Organisches und erinnert an die enge Beziehung von Mikro- und Makrostrukturen der Welt, in der wir leben und die wir selbst verkörpern.
Zweiteilige Publikation
Teil der Arbeit «BASICS» ist zudem eine zweiteilige Publikation (Hg. Edizioni Periferia). Diese enthält einerseits über 200 Zeichnungen, andererseits dokumentiert das Begleitbuch in fotoessayistischer Form den Realisierungsprozess im Haus Adeline Favre. Die Leser*innen begleiten Judith Albert und ihren Partner Gery Hofer bei der Umsetzung der Wandzeichnungen vor Ort, schauen den beteiligten Handwerker*innen über die Schulter und erhalten einen Eindruck des Zusammenspiels von Architektur und Kunst unmittelbar vor der Inbetriebnahme des Neubaus durch Studierende und Lehrende.
Judith Albert und Fachstelle Kunstsammlung, Hochbauamt Kanton Zürich, 2021