Vom 26. Januar bis 2. Februar 2025 feiert die BRAFA ihre 70. Ausgabe und damit sieben Jahrzehnte
Tradition und Erneuerung. Die Kunstmesse lädt jeweils auch einen Ehrengast ein. 2025 ist es die portugiesische Künstlerin Künstlerin Joana Vasconcelos (1971). Sie ist international bekannt für ihre monumentalen Skulpturen und immersiven Installationen. arttv.ch hat sie an der Messe getroffen.
Künstlerin Joana Vasconcelos ist Ehrengast der BRAFA 2025
Ausstellungsorte wie Biennale di Venezia, Château de Versailles, Guggenheim Bilbao oder der Palazzo Pitti in Florenz verbinden ihr Schaffen.
Joana Vasconcelos © Kenton Tatcher
Drei Fragen an Joana Vasconcelos
Warum haben Sie die Einladung angenommen, Ehrengast der BRAFA 2025 zu sein?
Die Teilnahme an der BRAFA, die immerhin 70 Jahre alt wird, ist nicht nur ein Privileg, sondern auch eine Gelegenheit, sich mit einer Institution auseinanderzusetzen, die zum Synonym für kulturelle Bewahrung und künstlerische Innovation geworden ist.
Was gefällt Ihnen an der Messe?
Das Engagement und das Fachwissen des BRAFA-Teams spiegeln sich eindeutig in der Qualität der teilnehmenden Galerien und Künstler:innen wider. Ich fühle mich geehrt und inspiriert, einen Beitrag zu einer so langjährigen und geschätzten Institution leisten zu dürfen.
*Die BRAFA feiert ihr 70-Jahre-Jubiläum. Was haben Sie sich für diese besondere Ausgabe
ausgedacht?*
Ich zeige eine Installation, eine Reihe von Werken, die ich in Zusammenarbeit mit Dior entwickelt habe. Dabei handelt es sich unter anderem um zwei monumentale Skulpturen, deren Platzierung meiner Meinung nach einen ästhetischen und konzeptionellen Schwerpunkt der Messe bilden wird. Diese Werke sollen nicht nur das reiche Erbe der Messe feiern, sondern auch in einen Dialog mit der Gegenwart treten und eine Atmosphäre schaffen, die die Tiefe und Vision der BRAFA widerspiegelt.
Kronleuchter mit 14 000 Tampons
Im Laufe ihrer 30-jährigen Karriere hat Joana Vasconcelos eine Vielzahl von Medien verwendet. Obwohl sie Textilien bevorzugt, arbeitet sie auch mit Zement, Metall, Keramik, Glas und gefundenen Objekten. Ihr Ziel ist es, Alltagsgegenstände aus ihrem Kontext zu lösen und das Konzept des Kunsthandwerks im 21. Jahrhundert neu zu überdenken. In ihren humorvollen und ironischen Arbeiten hinterfragt sie die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die Konsumgesellschaft und die kollektive Identität. Ihren internationalen Ruf festigte sie 2005 auf der ersten von Frauen kuratierten Biennale von Venedig, wo sie ihr Werk The Bride präsentierte, einen klassisch geformten Kronleuchter, dessen Kristallanhänger durch etwa 14 000 Tampons ersetzt wurden. 2012 war Joana Vasconcelos die bisher jüngste Künstlerin und die erste Frau, die im Château de Versailles ausstellen durfte. Im Jahr 2018 war sie die erste portugiesische Künstlerin, die eine Einzelausstellung im Guggenheim Bilbao hatte. 2023 hatte sie die Ehre, in den Uffizien und im Palazzo Pitti in Florenz neben grossen Meistern wie Leonardo da Vinci, Michelangelo und Caravaggio auszustellen.
Walküren
Auf der BRAFA 2025 wird Vasconcelos unter anderem zwei Walküren ausstellen, Skulpturen, die von den weiblichen Figuren aus der nordischen Mythologie inspiriert sind, die über die Schlachtfelder flogen und die tapfersten Krieger ins Leben zurückholten, um sich den Göttern in Walhalla anzuschliessen. Viele der Walküren bestehen aus einem zentralen Körper und tentakelartigen Armen. Sie sind aus Textilien von Hand gefertigt und bringen die Kreativität der Künstlerin durch eine Vielzahl von Materialien zum Ausdruck. Der Glanz der Seide und die Eleganz der Organza kontrastieren mit einer Fülle von Texturen, der Üppigkeit der Muster und dem Reichtum an Details : kunstvoll gearbeitete Häkelelemente, Stickereien und eine Fülle an Verzierungen wie Pailletten, Quasten und LED-Lichtern, die einen Vibrationseffekt erzeugen. Ein Dialog zwischen traditioneller Handwerkskunst und moderner Technologie.
