Die Queen, Wladimir Putin und Kim Kardashian ziehen ins Oltner IPFO Haus der Fotografie, mit Doppelgänger:innen von bekannten Persönlichkeiten inszeniert Alison Jackson pikante Situationen. Die international vielfach ausgezeichnete britische Künstlerin zeigt unter anderem die royale Familie ganz privat, Barack Obama in einer Raucherpause und Bill Gates vor seinem neuen Mac von Apple.
Künstlerin Alison Jackson treibt die Celebrity-Kultur auf die Spitze
- Publiziert am 7. November 2022
Ihre Fotografien zeigen Prominente in Situationen, die wir uns alle schon einmal vorgestellt haben – oder eben lieber doch nicht …
Bissige Satire
Unterstützt von einem Team professioneller Lookalikes und mit enormem Produktionsaufwand inszeniert Jackson ihre Fotografien. Viel entsteht in Studioarbeit, mitunter geht sie aber auch auf die Strasse und lässt das Ganze mitfilmen. Kaum jemand ist vor ihr sicher, Boris Johnson und Wladimir Putin haben ebenso ihren Auftritt wie Brangelina und Marilyn Monroe. Mit der Kamera und pikanten Szenen rückt Jackson unserer Celebrity-Kultur zu Leibe, die ebenso sehr von der Darstellungssucht ihrer Protagonist:innen lebt wie von unserer Obsession mit ihnen und die letztlich Phänomene wie Donald Trump überhaupt erst möglich gemacht hat. Ihre Arbeiten stehen dabei eindeutig in der grossen Tradition britischen Humors, in der schon immer klar war, dass geschmackvolle Zurückhaltung keine Kategorie von bissiger Satire ist.
Das Ende der Privatsphäre
Jackson sieht ihre Aufgabe aber nicht in der offensichtlichen Kritik an dieser oder jener Berühmtheit. Ihre Inszenierungen wagen auch nicht den Versuch, die «Wahrheit» der Promi-Kultur zu entlarven. Für sie ist die Promi-Kultur an sich obszön. Eine Kultur, die scheinbar immun gegen offensichtliche Kritik ist. Durch die Gratwanderung von Vorstellbarem und Abstrusem verdeutlichen Jacksons Fotografien, dass es keine Inszenierung mehr gibt. Die Fotografien zeigen eine Kultur, die durch das Ende der Privatsphäre und die ständige Nähe definiert ist, in der alles offenbart und gezeigt werden muss. Eine Welt, in der alles vorstellbar ist.
Fake Truth
Vor dem Hintergrund von Schlagworten wie «alternative Fakten» und «post truth» spielen Alison Jacksons inszenierte Fotografien auf jeder Etage des IPFO geschickt mit unserer Erwartungshaltung und unserem Hunger nach Enthüllung. Was sich unsere durch Reality-TV und Homestorys geprägte Fantasie ausmalt, treiben ihre Bilder auf die Spitze. Sie geben einen grellen Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn nur lange genug «Fake News» gerufen wird: Am Ende glaubt man alles oder überhaupt nichts mehr.