Das sammlungseigene Bild «La Grenouillère» von Pierre-Auguste Renoir trifft auf sein Gegenstück von Claude Monet, welches sich im Besitz in der National Gallery in London befindet. Beide Werke sind im Sommer 1869 vor Ort entstanden – an der Grenouillère, einem beliebten Badeplatz der Pariser Bevölkerung. Hier schufen die zwei noch unbekannten Künstler, Seite an Seite, atmosphärisch brillant gemalte Werke, die den Verlauf der europäischen Kunstgeschichte revolutionieren sollten.
«Im Bad der Farben» zeigt Renoir und Monet an der Grenouillère
Die Kabinettausstellung führt zwei ikonische Werke des Frühimpressionismus erstmalig wieder zusammen!
Einladung zum Picknick
Oskar Reinhart genoss nachmittags gerne einen Café unter den wunderschönen Kastanienbäumen in seinem Garten. Dort, im Schatten des dichten Blätterwerks, konnte er sich dem Müssiggang, der Kunst und der Naturbetrachtung hingeben. Bewusst liess er in der Parkanlage der Villa «Am Römerholz» Skulpturen platzieren, wodurch Aussenraum und Innenraum seiner Sammlung zu einem selbstverständlichen Ganzen verschmelzen konnten. In den Sommermonaten (Mai – Oktober) lädt das Museum dazu ein – mit einem Picknickkorb aus ihrem Museumscafé am Arm – einen ruhigen Platz unter den Obstbäumen auszusuchen. Drei Picknickplätze inmitten der Blumenwiese und im Schatten der Bäume stehen dafür bereitet. Ganz im Sinne der Impressionisten, mit einer grosszügigen Decke und weichen Kissen ausgestattet, lebt die französische Kunst des Déjeuner sur l’herbe im Römerholz wieder auf und mit ihr die Idee, dem hektischen Alltagsleben für ein paar Stunden zu entfliehen. Eines der beliebten Museumspicknicks widmet sich den ganzen Sommer hindurch dem Motiv der Grenouillère. Zudem wird ganz im Sinne des französischen Sommervergnügens neu die Möglichkeit zum Pétanque Spiel unter den Römerholz-Kastanien geboten.
Der Traum eines Bildes
Den Sommer 1869 verbrachten die beiden jungen Maler Pierre-Auguste Renoir und Claude Monet nicht weit voneinander in der Nähe von Paris – beide hochambitioniert auf der Suche nach der wahren Wiedergabe des Gesehenen in der Malerei. Bei bislang fehlender Anerkennung, ohne Erfolg in den Institutionen und am jährlichen Salon war ihre finanzielle Lage mehr als prekär. Trotzdem wollten sie ihren Platz auf dem Kunstmarkt erobern und das wahre Leben in ihren Bildern zeigen. Dieses fanden sie bei ihren häufigen Besuchen eines Badeplatzes der Umgebung – La Grenouillère auf der Île de Croissy an einem Seitenarm der Seine gelegen. Beide hatten den Traum eines Bildes: Einer vibrierenden Sommerlandschaft, voller Leben und Zufällen, ganz dem Moment und dem sich ständig veränderndem Licht gewidmet, das Auf und Ab der lärmenden Sommerfrischler und das stetige Glitzern des vom Wind und den schaukelnden Booten bewegten Wassers widerspiegelnd. Nichts war an diesem Ort – und auf den Bildern – gestellt. In schnellem Takt gesetzt, erzeugen allein Striche, Kommata und Punkte den Gesamteindruck der flimmernden Atmosphäre. Von beiden Künstlern entstanden insgesamt sechs Bilder dieses Sommertraums, die den Verlauf der europäischen Kunstgeschichte revolutionieren sollten.
Schwesterbilder wieder vereint
Eines der beiden Bildpaare – Renoirs Grenouillère der Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz», seit 1931 ein gehüteter Schatz und Kernbild der Sammlung und das Schwesterbild Claude Monets der National Gallery London, seit 1979 in öffentlicher Hand und noch nie ausgeliehen, kann nun erstmalig seit ihrer gemeinsamen Entstehung im direkten Vergleich gesehen werden. Die kleine Einzelstudie Monets zweier Boote aus der Kunsthalle Bremen ergänzt das Ensemble. Zusätzlich werden weitere exquisite Leihgaben die Darstellung bewegten Wassers in der Folge der Grenouillèrebilder nachzeichnen. Reproduktionen der weiteren Werke, die an der Grenouillère entstanden sind, wie auch historische Dokumente führen den Diskurs fort, ergänzt um ganz gegenwärtige Aufnahmen des berühmten Ortes.
Einladendes Rahmenprogramm
Ein breites Rahmenprogramm begleitet die Ausstellungszeit. Neben thematischen Kuratorinnenführungen, Sonderführungen durch die Ausstellung und Konzerten mit Lesungen, welche die musikalische Tradition der Grenouillère aufnehmen, werden auch Mal- und Zeichenworkshops zum Thema für Erwachsene wie auch für Kinder angeboten. Für Menschen mit einer Sehbehinderung und für Migrant:innen gibt es spezifisch angepasst Veranstaltungen. Eines der beliebten Museumspicknicks widmet sich den ganzen Sommer hindurch gleichfalls dem Motiv der Grenouillère. Zudem wird ganz im Sinne des französischen Sommervergnügens neu die Möglichkeit zum Pétanque Spiel unter den Römerholz-Kastanien geboten.
(Text: Sammlung Oskar Reinhart)