Seine Bildwelt ist bunt und voller glücklicher Geschöpfe. Sie machen Gymnastik, fahren mit dem Velo oder sausen auf dem Rollbrett durch die Bilder. Für die Ausstellung «we, we or me» im Kunstmuseum Luzern installiert der Künstler rund 130 Arbeiten, darunter viele, die er in den letzten Wochen produziert hat. Seine Werke – Teppiche, Stickereien, Gemälde – nehmen nicht nur alle vier Wände, sondern auch den Boden ein.
Glückliche Menschen, Tiere und Mischwesen – Jakup Ferris Kosmos voller Geschichten im Kunstmuseum Luzern
- Publiziert am 14. März 2023
2022 hat Jakup Ferri den kosovarischen Pavillon an der Biennale von Venedig bespielt. Nun ist sein Werk erstmals in der Schweiz zu entdecken.
Glückliche Tiere, Menschen und Mischwesen
Der kosovarische Künstler Jakup Ferri (*1981) hat lange mehrheitlich mit Video gearbeitet, bis er über ein kleines Skizzenbuch zum Zeichnen kam. Noch heute sind ihm die kleinen Formate am liebsten. Meist nutzt er ein Blatt von 11 × 20 cm, selten ein grösseres. Er zeichnet mit dem feinsten Tuschestift direkt, ohne Vorzeichnung und meist auch ohne festen Plan. Zu Beginn steht oft ein Gesicht. Jakup Ferri ergänzt dieses je nachdem, wie es in die Welt blickt – traurig, fröhlich, schelmisch. Er sucht nach immer neuen Charakteren, als letzte sind Roboter in sein Universum getreten. Eine Bildfindung ruft oft die nächste hervor. Dadurch entstehen Serien, beispielsweise mit Fahrzeugen wie Velos, U-Booten, Flugzeugen und Helikoptern. Jakup Ferris Zeichnungen bilden die Basis für seine weiteren Werke. Die Linien stehen deshalb im Vordergrund und fassen die Farben ein, in kolorierten Zeichnungen ebenso wie in Gemälden und textilen Werken.
Digitales im Analogen
Seit 2010 lässt der Künstler seine Bildfindungen weben oder sticken. Zur Arbeit mit Textilien haben ihn Marktbesuche in seiner Heimat inspiriert. In Kosovo sowie anderen ehemaligen jugoslawischen Staaten war die Textilherstellung und -verarbeitung äusserst populär. Jakup Ferri hat nach Handwerkerinnen gesucht, die seine Motive nach traditionellem Handwerk sticken. Die erste umgesetzte Zeichnung war zwar motivisch noch unpräzise, aber technisch hat ihn das Ergebnis so sehr begeistert, dass er unterdessen mit zahlreichen Handwerkerinnen in Kosovo und Albanien zusammenarbeitet. Als Inspiration dienen Jakup Ferri selten konkrete Erlebnisse oder Bilder, sondern vielmehr Eigenschaften von Volkskunst, Kunsthandwerk und Art brut sowie Strukturen wie Mikroorganismen oder Pixel von Computerspielen. So sind die Teppiche in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Jip entstanden, der die Muster im Computerspiel Animal Crossing entworfen hat, um damit Mützen und T-Shirts der Spiel-Charakteren zu gestalten.
(Text: Kunstmuseum Luzern)