Mehrere Wochen lang geisterte der Künstler Florian Graf in seinem Leuchtturm auf dem Bodensee herum. Ein mobiler Leuchtturm, der vom Wegweiser zum «Irrturm» wurde.
Ghost Light Light House I Zeppelin Museum Friedrichshafen
Ein Leuchtturm auf Wanderschaft
Ghost Light – Irrlicht, Light House – Leuchtturm. Viele Konnotationen schwingen bei diesem Titel mit. Der Leuchtturm von Florian Graf erinnert gleich an zwei der sieben Weltwunder der Antike: an den Leuchtturm von Alexandria und an den Koloss von Rhodos. Gleichzeitig lässt er auch an den Turmbau zu Babel denken und beschwört den Mythos des Fliegenden Holländers. Vielleicht ist der Turm ja gar der Geist des Friedrichshafener Leuchtturms aus dem 19. Jahrhundert, für ewig verdammt über den See zu geistern? Das Projekt hat aber auch eine aktuelle gesellschaftspolitische Relevanz: In einer globalen Phase prekärer Stabilität und steter Migration lässt der aus Basel stammende Florian Graf einen Leuchtturm über den Bodensee irren. Der Künstler wohnte als Stipendiat der ZF Kunststiftung ein halbes Jahr lang im Turm des Zeppelin Museums in Friedrichshafen. Mit seinem Projekt «Ghost Light Light House» spielt der Künstler darauf an, dass manchmal auch diejenigen die Orientierung verlieren, die eigentlich richtungsweisend sein sollten. Gleichzeitig scheint es eine Aufforderung zu sein, den eigenen Kompass zu benutzen, um Strahlkraft zu entwickeln. «Ich verstehe den Künstler als eine Art Hofnarr, der kritische Kommentare mit Witz und Poesie serviert», so Graf.
In der Ausstellung sieht man den exakten Nachbau des Leuchtturms im Verhältnis 1:4. Dieser reflektiert die Reise des grossen Bruders auf dem Bodensee auf seine ganz eigene Art & Weise.