Die während mehreren langen Reisen entstandene Arbeit von Andreas Seibert ist ein dokumentarisches Projekt im klassischen Sinn.
Fotostiftung Schweiz I Andreas Seibert
Alles im Fluss
In seiner neuen grossen Arbeit «Huai He – Alles im Fluss» gibt der in Tokio lebende Schweizer Fotograf Andreas Seibert einen tiefen Einblick in die Herausforderungen des heutigen China. Im Zentrum steht der rund 1000 Kilometer lange Huai-Fluss, dem Seibert von der Quelle bis zur Mündung entlang gereist ist. Die Ausstellung der Fotostiftung Schweiz präsentiert die erschreckende Bilanz seiner Recherchen, sie würdigt aber auch eine fotografische Leistung, die engagiert und ästhetisch zugleich ist.
Andreas Seibert
Andreas Seiberts Bildsprache ist dokumentarisch und lyrisch zugleich. Seine Aufnahmen leben von der Sensibilität für Stimmungen und Farben und von der Sinnlichkeit, welche die abstrakten und desolaten Fakten in ein unmittelbares, intensives Erlebnis übersetzen. Seine Landschaftsbilder vermitteln trotz allem eine melancholische Schönheit, und seine Porträts zeigen Personen, deren Würde und Stolz oftmals ihre innere Verzweiflung überstrahlen. Gerade mit seiner fein abgestimmten Ästhetik provoziert der Fotograf aber auch ambivalente Gefühle und verstrickt die Betrachter in ein Dilemma: Darf man sich an dem betörenden Farbenspiel des Flusses noch freuen, wenn man seine Ursachen kennt? Und wie ist der Zauber der dargestellten Landschaften, Siedlungen und Menschen auszuhalten, wenn man erfährt, dass die Wirklichkeit von einer kaum zu überbietenden Trostlosigkeit ist?