In Zeiten von Corona ist die 480 Seiten starke Fotopublikation auch eine Einladung zum Erfahren der Welt, ohne selber verreisen zu müssen. Mit jeder Aufnahme öffnet sich ein neues Schaufenster in die Ferne – oder auch Nähe. Die Bilder sprechen für sich, lassen die zeitliche und räumliche Distanz vergessen. Es sind magische Momente, die den Betrachter in ihren Bann ziehen. Eine Publikation die längst überfällig war und auch eine Premiere beinhaltet: Erstmals sind auch farbige Bilder zu sehen.
Fotopublikation | Werner Gadliger | Nebenschauplätze
Acht Jahre nach seinem Künstlerporträt-Buch «Im Atelier und unterwegs» erscheint mit «Nebenschauplätze» die erste Monografie des Zürcher Fotografen.
Scheinbar Unscheinbar
Das Layout mit den oftmals verblüffenden Bild-Gegenüberstellungen ermöglicht einen spannenden Dialog zwischen den Aufnahmen. Die Fotografien sind alle datiert und wurden nach der Vorgabe des Verlegers alphabetisch nach den jeweiligen Aufnahmeorten eingeordnet. Ob in Basel oder Buenos Aires, Riehen oder Rijeka, Zürich oder Zadar, überall sind es kleine Szenen am Strassenrand, Skurrilitäten des Alltags, zufällige Begegnungen unterwegs, denen Gadligers Hauptaugenmerk gilt; Momentaufnahmen einer mitunter wunderlichen Gegenwart, die er mit der Kamera festhält. Die bewusst nicht thematisch oder chronologisch gestaltete Bildfolge lenkt die Aufmerksamkeit auf das Unspektakuläre in Gadligers Dokumentarfotografie. Auf Reisen reizt ihn nicht das Exotische, das Touristen anzieht. Er geht lieber dem scheinbar Unscheinbaren nach, dem Nebensächlichen. Im Alltäglichen wird er fündig. Im Sucher hat er zufällige Begegnungen und Strassenszenen, deren Witz sich oft erst auf den zweiten Blick erschliesst. Gadligers ältere analoge Aufnahmen unterscheiden sich in dieser Hinsicht wenig von den neueren digitalen.