Zur Ausstellungseröffnung BLOW-UP – ANTONIONIS FILMKLASSIKER UND DIE FOTOGRAFIE interviewte art-tv den Kurator Thomas Seelig.
Fotomuseum Winterthur | Blow-Up
Interview mit Kurator Thomas Seelig
Von Michelangelo Antonioni 1966 realisiert, nimmt Blow-Up nicht nur in der Film-, sondern auch in der Fotogeschichte eine einzigartige Stellung ein. Kaum ein anderer Spielfilm hat jemals so differenziert die vielfältigen Bereiche der Fotografie gezeigt und auf so ausführliche und zeitlose Weise zu ergründen versucht. Das fotografische Spektrum ist entsprechend breit gefächert und reicht von der Modefotografie über die Sozialreportage und Pop-Art bis hin zur abstrakten Fotografie. Die Ausstellung Blow-Up zeigt diese vielseitigen Themen in fünf grossen Kapiteln und stellt durch filmische Sequenzen inhaltliche Bezüge zu Antonionis Meisterwerk her. Neben Film-Stills, die dem Kinobesucher die Handlung in wenigen fotografischen Bildern erzählen, werden sowohl Werke präsentiert, die tatsächlich in Blow-Up zu sehen sind, als auch Bilder von David Bailey, Terence Donovan, Richard Hamilton, Don McCullin und Ian Stephenson, die das vibrierende London der Swinging Sixties ins Rampenlicht stellen.
Erstmals in der Schweiz sind die berühmten Fotos zu sehen, die der Hauptdarsteller in Antonionis Geschichte heimlich in einem Park von einem Liebespaar aufgenommen hat. Der Protagonist glaubt, mit diesen Aufnahmen zufällig einen Mord dokumentiert zu haben. Die Bilder erweisen sich jedoch als ambivalente Beweise, denn auch Vergrösserungen – Blow-Ups – zeigen kein klares Bild der vermeintlichen Leiche. Dieser filmische Abriss über die Repräsentation von Bildern und deren Mehrdeutigkeit ist seither künstlerische Basis vieler zeitgenössischer Fotografen und Fotografinnen. Antonionis Filmklassiker bleibt seit seiner Entstehung 1966 weiterhin rätselhaft und hat auch heute nicht an Relevanz verloren.