Die Ausstellung spannt einen fotografischen Bogen von den bewegten Zeiten der 1970er-Jahre zur heutigen Zeit. Als Ausgangspunkt dienen Fotografien aus dem Nachlass von Kurt Graf und seiner Fotoagentur fotolib Basel. Diese fotografierte die politischen Proteste und Bewegungen ab 1975. Die in der Ausstellung zu sehenden Schwarz-Weiss-Aufnahmen sind faszinierende Zeitdokumente, ergänzt mit Arbeiten aktueller Fotograf:innen.
Fotografien als Ausdruck politischer Bewegungen
- Publiziert am 29. Februar 2024
BelleVue – Ort für Fotografie
Der 2011 gegründete Verein versteht sich als Ausstellungs-, Diskussions- und Impulsort für Fotografie, wo gestalterische, künstlerische und inhaltliche Aspekte gleichermassen Beachtung finden und eine hohe Qualität angestrebt wird. BelleVue ermöglicht sowohl etablierten Fotograf:innen als auch jungen Talenten und engagierten Amateurfotograf:nnen, ihre Arbeiten im Ausstellungsraum einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Das Programm ist vielfältig und beinhaltet auch zahlreiche öffentliche Anlässe, an denen eine fachlich fundierte Diskussionskultur über relevante fotografische Themen gepflegt wird.
Bilder bewegter Zeiten
Die Ausstellung «Lichtblick» macht sichtbar, in welch unterschiedlicher Art politisch-gesellschaftliche Bewegungen der 1970er-Jahre und der Gegenwart in fotografischen Zeugnissen Niederschlag finden. Der Nachlass der Agentur Kurt Graf/fotolib Basel zeigt die vielfältigen Proteste und Bewegungen aus deren Innensicht heraus. Im Dialog dazu präsentieren zeitgenössische Fotograf:innen ihre Bilder zu Themen wie Arbeit, Gleichberechtigung, Antimilitarismus, Wohnformen oder Energie/ Umwelt. Der Nachlass Kurt Graf/fotolib Basel ist eine visuelle Dokumentation jener politischen Bewegungen, Ereignisse und Ideen, die in der Schweiz der 1970er-Jahre eine ganze Generation prägten. Ab 1975 dokumentierten Kurt Graf, Heiner Vogelsanger und Marcel Geiger als Fotografen-Kollektiv Widerstand und Protest, Aufbruch und Utopien. Den Ausschlag hatte die Besetzung des AKW-Baugeländes in Kaiseraugst im April 1975 gegeben. Die analogen Schwarz-Weiss-Fotografien entstanden, um das Engagement festzuhalten und weitherum bekannt zu machen.
Historische und zeitgenössische Fotografie im Dialog
Was ist von diesem Aufbruch der 1970er-Jahre übrig geblieben, wie präsentieren sich die einstigen Bewegungen heute, welche Bilder prägen unsere Gegenwart? BelleVue hat verschiedene Fotograf:innen und Organisationen, mehrheitlich aus der Region Basel, gebeten, aktuelle Aufnahmen zu den Themen der Ausstellung beizutragen. Wie ein Brainstorming von Gedanken sind die grösseren zeitgenössischen Fotografien in der Ausstellung platziert. Eigenständig, eher symbolisch im Ausdruck, beschreiben sie bestimmte Zustände unserer Gesellschaft. Dazugestellt werden kleinere, dokumentarische Bildformate, zu den Themen der Ausstellung passend: Aktionen, Demonstrationen, Projekte, Engagement der Menschen im Kleinen und Grossen für die Sache, die ihnen am Herzen liegt.
Historie und Gegenwart
Die historischen Bilderreihen erzählen Geschichten und zeugen vom Aufbruch in den verschiedensten Lebensbereichen. In den Reportagen der Zentralwäscherei wird die Mühsal der Arbeit spürbar: Wäscheberge, Fliessbänder, viele Frauen, meist Migrantinnen, die Hand in Hand arbeiten. Dann der Streik und die Solidaritätsveranstaltungen, endlich soll es besser werden! Der Vergleich von historischen und zeitgenössischen Fotografien zeigt neben Unterschieden auch Gemeinsamkeiten. Viele digital entstandene Aufnahmen von politischen Aktivitäten auf der Strasse beschreiben, wie sich Menschen zusammentun und mit Transparenten ihre Forderungen verkünden. Solche Protestbilder gibt es heute wie damals in schier unüberschaubarer Fülle. Die Fotografie der Gegenwart ist zwar farbig, zuweilen von distanziertem Ausdruck und gut komponiert. Doch immer wieder finden sich auch – wie in den 1970er-Jahren – schnelle Schnappschüsse, die bezeugen sollen: So ist es gewesen, wir waren auch dabei!
Lebendige Ausstellung
Zur unmittelbaren Gegenwart führt das Werk «Watching the World» im Eingangsbereich der Ausstellung. Unzählige Webcam-Bilder, die durch künstliche Intelligenz kuratiert werden, eröffnen ein faszinierendes Live-Fenster in die Welt. Im Ausstellungsraum sind Interviews von Schüler:innen zu hören, die sie mit früheren und heutigen Aktivist:innen geführt haben. Ein reichhaltiges Rahmenprogramm in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Organisationen lädt zu Vorträgen, Führungen und Gesprächsrunden ein. Ergänzend zu den gezeigten Fotografien können Besucher:innen eigene Erinnerungsstücke an die damaligen Bewegungszeiten mitbringen.
Teilnehmende Fotograf:innen
Dominik Asche, Sabina Bobst, Johanna Bossart, Annette Boutellier, Fabian Fiechter, Christian Flierl, Regine Flury, Claude Giger, Raphaela Graf, Lukas Gysin, Walter Hiltpold, Basil Huwyler, Christian Jaeggi, Eleni Kougionis, Yoshiko Kusano, Stefan Pangritz, Maria Patzschke, Klaus Petrus, Marc Renaud, Saskja Rosset, Kaspar Ruoff, Stefan Ryser, Mel Schmid, Roland Schmid, Kathrin Schulthess, Azura Silberschmidt, Richard Spillmann, Franziska Stier, Hans-Jörg F. Walter, Tjefa Wegener, Franziska Willimann, Marco Zanoni fotolib Basel; Daria Frick, Unia Region Aargau-Nordwestschweiz; Tom Heinzer, Frank Maike und Daniel Rüetschi, Pro Natura Basel; Kinderbüro Basel; Karina Rogaczewski, Frauenhaus beider Basel; Sans-Papiers-Kollektive, Webcam-Installation: Kurt Caviezel