Die Codes, die durchs Internet jagen, bilden neue Architekturen des Erzählens. Welchen Einfluss haben diese auf die Form und die Verbreitung von Geschichten? Die Ausstellung ist weder blinde Liebeserklärung an digitale Medien noch kulturpessimistisches Lamento.
Forum Schlossplatz | Digitale Narrationen
Eine Gelegenheit, sich entlang aktueller künstlerischer Positionen mit neuen Formaten und Möglichkeiten des Erzählens vertraut zu machen.
Was oder wer leuchtet da?
«The way your blue light lights my face in the dark» – der Untertitel der Ausstellung ist ein Fragment eines Songtextes aus einer neuen Arbeit von Mediengruppe Bitnik & Low Jack. Die kurze Zeile macht in wenigen Worten weite Welten auf: Sie beschreibt die Atmosphäre, die sich ausbreitet, wenn wir nachts im Dunkeln vor dem Bildschirm sitzen und das kühle Licht des Monitors unser Gesicht bestrahlt. Gleichzeitig wird das kalte blaue Licht zur zärtlichen Berührung eines Gegenübers aus der virtuellen Welt und verbreitet so poetische Wärme. Der Song aus der Arbeit «Alexiety» (2018) steht exemplarisch für die Ausstellung. Er handelt von einem Mensch-Maschine-Tandem, von einer tragischen Liebe zwischen User und Device. Es ist eine Geschichte nach altbekanntem Muster – auf neue Weise erzählt.
Neue Kommunikationsformen
Durch die allgegenwärtige Copy-Paste-Praxis wird die Autorschaft unklar und wirft neuartige urheberrechtliche Fragen auf, zumal sich auch noch Bots, Algorithmen und künstliche Intelligenzen zur kollektiven Autorenschaft gesellen. Algorithmen sammeln Daten und werten diese für uns aus. Was aber wäre, wenn diese sich verselbstständigen und so etwas Humanes tun würden, wie Gedichte schreiben? Und welchen Einfluss haben die neuen Technologien auf unsere Sprache? Wir schreiben möglichst knapp, damit der Text im Format von Twitter Platz hat. Wir sprechen so, dass uns
Siri versteht, wenn wir nach dem Weg fragen oder formulieren unsere Fragen um, damit Google uns zu den bestmöglichen Resultaten führt – wir passen unsere Kommunikation also den Maschinen an.