In den fast siebzig Jahren seiner künstlerischen Tätigkeit hat Gerhard Richter ein Oeuvre hervorgebracht, das sich durch thematische und stilistische Vielfalt auszeichnet. In einem vom Künstler selbst konzipierten Raum ist erstmals eine neue Serie von Arbeiten auf Papier zu sehen. Sie umfasst insgesamt 31 kleinformatige, abstrakte Werke, die im Januar 2022 entstanden sind, sowie 31 Fotografien davon als Auflage mit dem Titel «mood».
Fondation Beyeler | Gerhard Richter
- Publiziert am 12. Mai 2022
Aus Anlass seines 90. Geburtstags präsentiert die Fondation Beyeler zwei Ausstellungsräume mit Werken des Künstlers.
25 Jahre Fondation Beyeler
2022 feiert die Fondation Beyeler ihr 25-jähriges Bestehen. Das Museum in Riehen bei Basel ist international bekannt für seine populären Ausstellungen, seine bedeutende Sammlung der klassischen Moderne und der Gegenwartskunst sowie sein ambitioniertes Veranstaltungsprogramm. Das von Renzo Piano entworfene Museumsgebäude ist idyllisch im Park mit seinem alten Baumbestand und den Seerosenteichen gelegen. Das Museum liegt inmitten eines Naherholungsgebiets mit Aussicht auf Kornfelder, Kuhweiden und Rebberge an den Ausläufern des Schwarzwalds. Im angrenzenden Park realisiert die Fondation Beyeler mit dem Schweizer Architekten Peter Zumthor einen Museumsneubau und verstärkt so die Verbindung von Kunst, Architektur und Natur.
Erstmals Glasmalfarbe
Seit den 60er-Jahren hat Richter neben Einzelwerken zahlreiche Serien, Zyklen und Räume realisiert, denen die Fondation Beyeler 2014 mit «Gerhard Richter: Bilder/Serien» eine grosse Ausstellung gewidmet hat. Für die Serie «mood» arbeitet Richter zum ersten Mal mit Glasmalfarbe, die auf Papier geträufelt und geschüttet wird. Der Farbauftrag folgt dabei einem gesteuerten Prinzip des Zufalls, einem wiederkehrenden Thema im Werk des Künstlers, da die Art und Weise des Ineinanderfliessens der Farben kaum planbar ist.
Bild und Abbild
Von den 31 Werken auf Papier wurden Fotografien angefertigt, die der Künstler im selben Raum in einer Rasterhängung neben den Skizzen zeigt. Die Beziehung zwischen Bild und Abbild wirft Fragen auf, die Richter immer wieder, beispielsweise in seinen berühmten Gemälden der Verkündigung nach Tizian, 1973, oder Betty, 1988, beschäftigen. Die Arbeit mit Fotografie ist ein wesentlicher Aspekt seiner Praxis, dienen Fotografien doch oft als Basis für seine Malerei. Auch kommt es vor, dass er seine eigenen Werke fotografiert oder digitalisiert und diese Abbilder weiterverarbeitet, wie beispielsweise in den Serien der übermalten Fotografien oder der Strips, 2011–2015. Die Entscheidung, die Originalskizzen zusammen mit ihren unveränderten Abbildern zu zeigen, entspricht einer typischen Vorgehensweise Richters und stellt diese in eine wechselseitige Beziehung.
90. Geburtstag
In der Sammlung der Fondation Beyeler befindet sich neben weiteren wichtigen Gemälden und Objekten Richters grossformatiges, abstraktes Gemälde Lot, 1988, das Teil eines vierteiligen Zyklus ist und den Ausgangspunkt der Ausstellung von 2014 bildete. Regelmässig richtet die Fondation Beyeler Richter-Räume ein, wie beispielsweise 2015, als der Künstler die Serie Birkenau, 2014, zeigte. In der aktuellen Sammlungspräsentation «Passagen – Landschaft, Figur und Abstraktion» präsentiert die Fondation Beyeler anlässlich des 90. Geburtstags des Künstlers Werke von den späten 1960er-Jahren bis hin zu aktuellen Arbeiten, darunter auch bedeutende Leihgaben aus der Daros Collection und aus Privatbesitz, die auf eindrucksvolle Weise das künstlerische Zusammenspiel von Figuration und Abstraktion zur Anschauung bringen.
Gerhard Richter wurde 1932 in Dresden geboren. Er studierte zunächst an der Kunstakademie Dresden, später an der Kunstakademie in Düsseldorf. 1972 stellte er im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig sowie auf der Documenta in Kassel aus, auf der er auch 1977, 1982, 1992 und 1997 vertreten war. Zahlreiche Einzelausstellungen in den renommiertesten Museen der Welt folgten.