Im Angesicht des andauernden Angriffskrieges gegen die Ukraine realisiert die Kuratorin und Autorin Martha Kirszenbaum gemeinsam mit ihren Kolleginnen Oleksandra Pogrebnyak und Daria Shevtsova ein ganz besonderes Filmprogramm. Mit «The Sky Is Getting Closer», benannt nach einem Vers des ukrainischen Dichters Dmytro Lazutkin, geben sie einer Generation, die von der Situation in ihrem Heimatland auf tragische Weise betroffen ist, auf der diesjährigen Liste Art Fair eine Plattform und eine Stimme.
Filmprogramm | The Sky Is Getting Closer
- Publiziert am 30. Mai 2022
Eine Plattform für 19 Werke ukrainischer Künstler:innen aus den Bereichen Video, Dokumentarfilm, Spielfilm, Musik und Mode.
Künstler:innen
Piotr Armianovski, Anton Belinskiy, Oleksandr Burlaka, fantastic little splash, Yaroslav Futymsky, Ksenia Hnylytska, Alevtina Kakhidze, Nikolay Karabinovych, Dana Kavelina, Oksana Kazmina, Luci, Yarema Malashchuk & Roman Khimei, Lyudska Podoba, Oleksiy Radynski, Daniil Revkovskiy & Andriy Rachinskiy, und Anna Zvyagintseva.
The Sky Is Getting Closer
In den Arbeiten reflektiert sich eine Bandbreite künstlerischer Praktiken junger Kunstschaffenden, die von Globalisierung und der allgegenwärtigen Dominanz digitaler Technologien beeinflusst sind. In Zeiten der Digitalität und der grossen Onlinespeicher hinterfragt «The Sky Is Getting Closer» das Erbe des Mediums Film und wie es auf die unmittelbare Gegenwart reagieren kann, insbesondere im Angesicht von Not und Vertreibung. In einigen Arbeiten finden sich Aspekte des Aktivismus und des nationalen Widerstands. Sie befassen sich ausdrücklich mit politischen und sozialen Fragen, die mit der extremen Gewalt der russischen Aggression in Zusammenhang stehen. Andere Werke bieten eine kollektive und erinnerungsbezogene Reflexion zu den Begriffen Erbe und Gemeinschaft, indem sie die verloren gegangene Heimat und eine sich wandelnde historische Landschaft ins Zentrum stellen. Einige Filme befassen sich mit ökologischen Fragen zum Klimawandel, zu Umweltverschmutzung, zu der Zerstörung der biologischen Vielfalt und entwerfen Szenarien der Zukunft. Wieder andere befassen sich speziell mit der Darstellung von Intimität und dem Selbst, indem sie über transgenerationalen Feminismus und Genderfragen nachdenken. Weiter finden sich im Programm Videoarbeiten, die den Begriff der Jugend durch die Popkultur und die Relevanz des ukrainischen Undergrounds untersuchen, indem sie die Dynamik der Kunst-, Musik- und Clubszene des Landes aufzeigen und die Hierarchien zwischen dem, was als «high» und «low culture» bezeichnet werden kann, aufbrechen. In seiner Gänze versucht das Programm, die ukrainische Kultur- und Kunstszene am Vorabend des Krieges zu kartografieren und zu dokumentieren, während es mit verschiedenen Formen und Ästhetiken unterschiedliche Blickwinkel offenlegt und persönliche Geschichten erzählt.
Martha Kirszenbaum ist eine unabhängige Kuratorin und Autorin und lebt in Paris und Los Angeles. Kirszenbaum kuratierte den Französischen Pavillon der 58. Venedig Biennale, vertreten von Laure Prouvost. Zuvor war sie Gründungsmitglied, Direktorin und Kuratorin bei Fahrenheit in Los Angeles. Sie war in verschiedenen renommierten Institutionen tätig, hat an zahlreichen Publikationen mitgewirkt und international Seminare gegeben.
Oleksandra Pogrebnyak ist Junior-Kuratorin am PinchukArtCentre in Kiew. Im Jahr 2021 arbeitete sie an der Ausstellung «Future Generation Art Prize» mit. Im Jahr 2020 war sie Mitkuratorin von «Landscape as a Monument», einem internationalen Programm, das sich mit der Revision von Kulturlandschaften, Umweltgeschichte und der Dichotomie von Mensch und Natur befasst. Gemeinsam mit Dmytro Chepurnyi und Kateryna Iakovlenko verfasste sie das Curatorial Handbook, welches anhand von Interviews mit Kunstexpert:innen kuratorische Projekten des letzten Jahrzehnts in der Ukraine in den Mittelpunkt stellt.
Daria Shevtsova ist Junior-Kuratorin am PinchukArtCentre in Kiew. Im Jahr 2021 wirkte sie an der Ausstellung «Future Generation Art Prize» mit. Seit 2020 arbeitet sie mit dem Architekturstudio FORMA zusammen. Sie war Kuratorin des Ausstellungs- und Bildungsprogramms im Closer Art Center in Kiew und Co-Kuratorin des visuellen Programms beim Brave! Fabrik-Festival. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Research Platform des PinchukArtCentre und Teilnehmerin an dessen zweiter Curatorial Platform.