Für seine umfangreichen Serien und grossformatigen Zeichnungen recherchiert Marcel van Eeden historische Ereignisse, die aus der Zeit vor seiner eigenen Geburt datieren. So entstand über die Jahre ein gross angelegtes künstlerisches Projekt, das seine eigene Existenz mit dem Strom der Zeit verbindet und gleichsam ein Sittengemälde des 20. Jahrhunderts zeichnet.
Eine zeichnerische Annäherung an die Villa Flora
Der Künstler Marcel van Eeden widmet sich in einer Serie von 31 Zeichnungen und 15 Gummidrucken der Geschichte der Villa Flora.
Das Schaffen Marcel van Eedens, der zwischen Den Haag, Zürich und Karlsruhe lebt, wurde in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gewürdigt. Im Sommer 2023 verlieh ihm das Land Baden-Württemberg den renommierten Hans-Thoma-Preis. Das zeichnerische Monumentalwerk von Marcel van Eeden war die Entdeckung der 4. Berlin Biennale 2006: In 150 Arbeiten, geschaffen in seinem bevorzugten Medium der Nerokreide, zeichnet der 1965 in Den Haag geborene Künstler das Leben des historisch als Botaniker belegten K. M. Wiegand nach. In einer an den Film noir erinnernden, eindringlichen Bildsprache entstand aus einem ordinären Leben eines Durchschnittsamerikaners eine fiktive Biografie, die Wiegands Lebensweg vom Bodyguard über den Kriegshelden und Dandy bis zum gefeierten Wissenschaftler und Künstler minutiös nachzeichnet. Von diesem Lebenslauf ausgehend, entwickelte van Eeden einen Kosmos fiktiver biografischer Verknüpfungen und privater Begegnungen mit u.a. Oswald Sollmann, Celia Copplestone und Matheus Boryna.
The Villa
In einer von Brüchen, Sprüngen und Auslassungen bestimmten Erzählstruktur verbindet er die historisch belegte Lesung von Rainer Maria Rilke 1919 in Winterthur mit Hedy und Arthur Hahnloser, die sich auf eine Ägyptenreise begeben, während ihr Vertrauensarzt, der bekannte, aber umstrittene Zürcher Gerichtsmediziner Heinrich Zangger mit dem berühmten Physiker Albert Einstein korrespondiert. Den Betracher:innen offenbart sich der Werkzyklus «The Villa» als wilder Ritt durch die Kultur und Geschichte des 20. Jahrhunderts.
(Textgrundlage: Kunst Museum Winterthur)