In ihrer installativen Arbeit «gathering» übersetzt die Künstlerin die universelle Erfahrung des Verlierens und Loslassens in ein raumgreifendes Kunstwerk, das Trauer mit Dankbarkeit verbindet. Maude Léonard-Contants Arbeiten, die während eines Werkjahrs entstanden sind, befassen sich mit Trauer und Dankbarkeit. Sie wurzeln in der universellen Erfahrung des Verlierens und Loslassens und erinnern an Reste von Ritualen, die Übergang und Transformation begleiten.
Eine Liebeserklärung an Menschen, Tiere und Pflanzen
- Publiziert am 27. Oktober 2025
Maude Léonard-Contant (*1979) stammt aus der Region Lanaudière/Nitaskinan, Kanada/Turtle Island, und studierte an der Concordia University in Montreal/Tio’tia:ke und an der Glasgow School of Art. Sie lebt seit 2013 in der Schweiz und hat eine enge Verbindung zum Puschlav, zur Zentralschweiz und zu Basel, wo sie heute arbeitet und mit ihrer Familie wohnt. Sie erhielt mehrere renommierte Preise und verfolgt eine rege Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland. 2019 wurde ihr der Preis der Kunstgesellschaft Luzern verliehen. 2023 war ihr die Einzelausstellung in der Reihe spot on mit zugehöriger Publikation des Kunstmuseums Luzern gewidmet. 2024 zeigte sie neue Werke im Bündner Kunstmuseum Chur, im Istituto Svizzero in Mailand und im CRAC Alsace in Altkirch.

An gute Mächte verschenkt
Mit ihrer Arbeit «gathering» schafft die Künstlerin einen Ort, an dem sich die Trauer über unwiederbringlich Verlorenes mit Dankbarkeit verbindet. Sie übersetzt ihre individuelle Erfahrung in ein Kunstwerk, das Ausdruck ist für den immerwährenden Wandel, dem alle belebte und unbelebte Materie unterliegt. Die Materialien, die die Künstlerin dafür verwendet hat, sind eng mit ihrer Herkunft und ihrer Biografie verknüpft. Sie hat Kohlepulver, Kalk, Asche und Matcha zu Flächen auf dem Boden ausgestreut. Zu Beginn der Ausstellung entfaltet das Teepulver noch sein charakteristisches Grün. Nach und nach wird es unter dem Einfluss des Lichts seine Farbigkeit verlieren und aufgehen im vorherrschenden Schwarz, Grau und Weiss. Auf den pulvrig-samtenen Flächen hat die Künstlerin eine Vielzahl von Objekten so sorgfältig und präzise ausgelegt, dass sich ihre Kostbarkeit mit voller Kraft entfaltet. Blauschwarz schimmernde, zerbrechliche Holzkohleskulpturen, grüne Jadekugeln, duftende Süssgräser und wohlriechendes Harz der Balsamtanne und viele weitere Objekte wirken wie wertvolle Gaben, die in einem Ritual dargebracht und an gute Mächte verschenkt wurden. In Zusammenarbeit mit der Entlebucher Köhlerin Doris Wicki hat Maude Léonard-Contant Skulpturen in Holzkohle verwandelt. Das verwendete Holz stammt von Bäumen, die – möglicherweise vom fortschreitenden Klimawandel geschwächt – im Sturm gefallen sind. Asche und Holzkohleskulpturen stehen beispielhaft für eine Transformation, die ausgeht von einem Verlust. Die Verwendung von Kohle als künstlerisches Material ist eine Referenz an die Kraft der Erneuerung und die Hoffnung auf Heilung.

Publikation «gathering»
Zur Finissage der Ausstellung am Sonntag, 1. Februar 2026, wird die Publikation «gathering» vorgestellt. Sie entstand im Rahmen des Werkjahrs der Frey-Näpflin-Stiftung und wird vom Nidwaldner Museum herausgegeben. Das Buch erscheint im Verlag Scheidegger & Spiess, gibt Einblick in die Arbeitspraxis der Künstlerin
und dokumentiert ihre Serie von vier Installationen, die mit der Ausstellung im Nidwaldner Museum Winkelriedhaus abgeschlossen wird. Die Publikation ist ab 1. Februar 2026 im Museum, im Museumsshop online, unter nidwaldner-museum.ch, im Buchhandel oder beim Verlag Scheidegger & Spiess erhältlich.
