Susanne Bartsch ist eine Stilikone und der Kopf hinter legendären New Yorker Partynächten seit den 1980er-Jahren. Dabei bringt die gebürtige Schweizerin – die mit 17 Jahren unser Land verlassen hat – Mode, Clubkultur und Performance zusammen. Das Museum für Gestaltung Zürich zeigt einen Überblick über das umfangreiche Schaffen von Susanne Bartsch und belegt die ungebrochene Aktualität ihrer Arbeit.
Eine Ausstellung wie eine wilde New Yorker Partynacht
- Publiziert am 25. August 2025
«Susanne Bartsch – Transformation!» lädt das Publikum ein die Welt der «Königin der Nacht» zu entdecken
Das Museum für Gestaltung Zürich erkundet die Welt von Susanne Bartsch in vier Teilen:
Hair & Make-up
Die Transformation beginnt mit Gesicht und Haar. Farben, Formen und Texturen werden zu Werkzeugen der Selbstfindung. Make-up wird zur Maske, Perücken zu Skulpturen. Dabei sind Frisuren und Schminke eng verknüpft mit einer gendertypischen Vorstellung von Schönheit. Wer zu welcher Gelegenheit Schminke und welche Frisur tragen darf, ist nach wie vor gesellschaftlich festgelegt. Handwerklich gekonnt und voller Fantasie, zeigen die Beiträge, wie die Transformation von Gesicht und Haar nicht nur den Auftritt vervollständigen, sondern auch Rollenbilder stets aufs Neue hinterfragen. Die Verwandlung für eine Nacht entscheidet sich mit der Wahl des Looks. Bartsch entwirft sie und setzt sie um mit Kreativen aus ihrem Netzwerk. Auch bekannt als Bartsch-Tribe, pflegt sie mit ihnen eine oft langjährige Zusammenarbeit. Inspiriert von Avantgarde, Clubkultur und Haute Couture erschaffen die Looks Identitäten, die Grenzen sprengen. Weit mehr als Styling bilden sie Botschaften, die soziale Normen herausfordern, neue Wirklichkeiten entwerfen und die Kunst der Verwandlung radikal zelebrieren.
Bitte anstehen: Queuing
Vor dem Club gilt es anzustehen. In der Warteschlange präsentieren acht in der Schweiz tätige Kreative ihre Looks, die sie per Open Call für diese Ausstellung eingereicht haben. Underground Fashion sucht Alternativen zum normierenden System der Modeindustrie. Furchtlos und rebellisch betont der Underground, dass Mode zuvorderst Mittel des Selbstausdrucks ist und so die Identität marginalisierter Menschen stärkt. Neun Looks zeugen vom Wunsch, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Diese dekonstruieren die Mechanismen der Modeindustrie, vernähen alltägliche Materialien auf ungesehene Weise und entwerfen damit Performances. Als Reservoir neuer Ideen, riskiert Underground Fashion stets, von der Modeindustrie vereinnahmt zu werden.
Die Looks stammen von Belinda Bernet, Katie Chyrka, Club de Fôret, Gabrielle Huguenot, Stella Crescentia, Mara Danz, Ahmad Kron, maison blanche/Yannik Zamboni und Rica.
Bitte eintreten: The Club
Das Herzstück der Ausstellung bildet der Club, in dem aktuelle und historische Looks aus dem Fundus von Bartsch zu sehen sind. Im Club kommt alles zusammen, was ihr Leben und Werk ausmacht: ihre Leidenschaft für Mode, Verwandlung und Performance, ihre Stilsicherheit und ihr Ehrgeiz, Räume zu gestalten, die Menschen diverser Herkunft ermöglichen, sich selbst auszudrücken. Susanne Bartsch ist seit langem integraler Teil dieses Gesamtkunstwerks. Eine Auswahl ihrer denkwürdigsten Outfits aus ihrer gesamten Karriere zeigt die ausufernde Lust am ästhetischen Experiment. Ihre Arbeit inspirierte und inspiriert Stars wie Madonna, Thierry Mugler, Björk und Lady Gaga.
Afterparty
Nach dem Club zeichnet ein Zeitstrahl Susanne Bartschs Werdegang nach. Wichtige Stationen bilden der Einstieg in die Modeszene Londons und der Umzug nach New York 1981, wo sie in ihrem Laden junge britische Mode von Vivienne Westwood und John Galliano vorstellte. Bald begann sie, die New Yorker Clubszene nachhaltig zu prägen. Videomaterial zeigt, wie sich Susanne Bartsch unter anderem 1989 mit dem legendären Love Ball für Opfer der HIV-Aids-Krise einsetzte und der Ballroom Culture sowie dem Drag Reverenz erwies. Mitte der 1990er-Jahre vereinte sie ihr Familienleben mit grossen, internationalen Events, bevor sie in den 2000er-Jahren ein fulminantes Comeback feierte. Ihre Partys setzten dem Aufstieg der sozialen Medien in den 2010er-Jahren das Erlebnis vor Ort entgegen. Mit «Bartschland» veröffentlichte sie 2024 ihr persönliches Fotoalbum, nachdem sie 2022 den Grand Prix Design des Bundesamtes für Kultur erhielt.
(Textgrundlage: Museum für Gestaltung Zürich)