Die drei Standorte Winkelriedhaus, Salzmagazin und Festung Fürigen versprechen ein vielschichtiges Kulturjahr. Etwa die Ausstellung «Hinter Glas», die historische und zeitgenössische Hinterglasmalerei in einen Dialog bringt, «Homesick. Anderswo», die dem Werk von Pravoslav Sovak und dem Thema Heimatverlust nachgeht, sowie die grosse Schau zu Augustina Flüeler, Klosterfrau, Künstlerin und Textilunternehmerin. arttv.ch wird, danke einer Kooperation mit dem Kanton Nidwalden, das Programm begleiten.
Ein Museum, drei Häuser, viele Geschichten
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Jahresprogramm 2026 – Ausstellungen im Überblick
SELBST UND WELT. Werke aus der Sammlung
Ganzjährig
Die Dauerausstellung der Sammlung spannt einen Bogen vom 17. bis ins 21. Jahrhundert und setzt Nidwaldner Kunst in Beziehung zu Fragen von Selbstwahrnehmung, Weltbezug und Zeitgeist.
Hinter Glas
28. Februar – 7. Juni 2026
Historische Hinterglasmalerei trifft auf zeitgenössische Positionen. Die Ausstellung verbindet Werke vom 17. bis 19. Jahrhundert mit aktuellen künstlerischen Arbeiten in dieser Technik.
Homesick. Anderswo – Räume, Orte, Erinnerungen im Werk von Pravoslav Sovak
27. Juni – 4. Oktober 2026
Zum 100. Geburtstag des Künstlers widmet sich die Ausstellung dem Thema Heimatverlust, Migration und imaginären Räumen im vielschichtigen Werk Pravoslav Sovaks.
Augustina Flüeler. Klosterfrau, Künstlerin, Textilunternehmerin
7. November 2026 – 30. Mai 2027
Erste umfassende Ausstellung zur Stanser Klosterfrau, die kirchliche Textilien revolutionierte und als Künstlerin und Unternehmerin international wirkte.
No Time To Lose. Von Stubeten, Dancings und Discos
28. März – 1. November 2026
Eine kulturhistorische Ausstellung zur Tanz- und Musikkultur in Nidwalden von 1900 bis heute – zwischen Volksmusik, Jazz, Disco und Pop.
Mutig, trotzig, selbstbestimmt. Nidwaldens Weg in die Moderne
28. März – 1. November 2026
Die historische Dauerausstellung beleuchtet zentrale Wendepunkte der letzten 750 Jahre und erzählt von Widerstand, Fortschritt und politischen Entscheidungen.
Festung Fürigen von 1941 bis heute. Ausnahmezustand und Alltag im Berg
28. März – 1. November 2026
Die Dauerausstellung führt in die ehemals geheime Welt der Artilleriefestung und zeigt militärischen Alltag vom Zweiten Weltkrieg bis in den Kalten Krieg
Zwischen Selbstbefragung und Materialmagie
Das Ausstellungsjahr 2026 spannt im Nidwaldner Museum einen weiten Bogen von der eigenen Sammlung bis zu präzise gesetzten Einzelpositionen. Die Dauerausstellung «Selbst und Welt» bleibt dabei der inhaltliche Resonanzraum: Kunst vom 17. bis ins 21. Jahrhundert trifft auf Fragen nach Identität, Weltbezug und künstlerischer Haltung. Werke aus unterschiedlichen Jahrhunderten treten miteinander in Beziehung und zeigen, wie sich künstlerische Selbstbefragung und der Blick auf das Zeitgeschehen immer wieder neu verschränken.
Mit «Hinter Glas» wird dieser Dialog weiter zugespitzt. Historische Hinterglasmalereien begegnen zeitgenössischen Arbeiten und machen sichtbar, wie stark diese traditionsreiche Technik bis heute durch Licht, Farbe und Spiegelung fasziniert. Die besondere Materialität der Werke bezieht Raum und Betrachtende mit ein – Vergangenheit und Gegenwart geraten hier produktiv aneinander, überraschend, sinnlich und hochaktuell.
Heimat, Körper, Geschichte
Einen emotionalen Kern bildet «Homesick. Anderswo», die dem Werk von Pravoslav Sovak gewidmete Ausstellung zum 100. Geburtstag des Künstlers. Geboren am 30. August 1926 in Ostböhmen (damals Tschechoslowakei), verliess Sovak nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Prag am 21. August 1968 noch am selben Tag seine Heimat. 1969 erhielt er in der Schweiz politisches Asyl, ab 1978 lebte und arbeitete er in Hergiswil (NW), wo er sich ein Haus mit Atelier baute. Seine Bilder erzählen von Verlust, Erinnerung und der Suche nach Verortung – leise, eindringlich und von grosser formaler Konsequenz. Mit der grossen Ausstellung zu Augustina Flüeler rückt zudem eine aussergewöhnliche Frau ins Zentrum, die als Klosterfrau und Textilkünstlerin kirchliche Gewänder radikal neu dachte und als Unternehmerin weit über die Region hinaus wirkte. Ergänzt wird das Programm durch kulturhistorische Perspektiven: «No Time To Lose» blickt auf Tanz- und Musikkulturen zwischen Stubete, Disco und Pop, während «Mutig, trotzig, selbstbestimmt» die politische und gesellschaftliche Geschichte Nidwaldens neu befragt. Die Dauerausstellung zur Festung Fürigen schliesslich erinnert eindrücklich daran, wie nah sich Alltag und Ausnahmezustand in der Schweizer Geschichte waren.