Erstmals in ihrer Gesamtheit wird die Sammlung der Stiftung Expressionismus, die über Jahrzehnte hinweg von Hans Rudolf und Silvia Tschumi zusammengetragen wurde, ausgestellt. Die 25 Werke bieten einen Einblick in ein Jahrhundert des künstlerischen Ausdrucks – von den revolutionären Anfängen des 20. Jahrhunderts bis zur internationalen Nachkriegskunst. Eine visuelle Zeitreise von Emil Nolde über Gabriele Münter bis Sam Francis, die die Konventionen der Malerei sprengt.
Ein Jahrhundert der Gefühle
- Publiziert am 25. November 2025
Die Ausstellung gliedert sich in drei zentrale Schwerpunkte:
Deutscher Expressionismus: Hier bilden Werke der legendären Künstlergruppen «Die Brücke» und «Der Blaue Reiter» den Auftakt. Zu sehen sind Gemälde von Koryphäen wie Emil Nolde, Max Pechstein, Heinrich Campendonk, Gabriele Münter und Marianne von Werefkin.
Schweizer Expressionismus: Der eigenständige Schweizer Weg dieser Kunstrichtung wird durch farbintensive Landschaften und Porträts von Albert Müller und Hermann Scherer, beides Mitglieder der Basler Gruppe «Rot-Blau», beleuchtet.
Internationale expressive Nachkriegskunst: Den Abschluss bilden Positionen von Karel Appel, Sam Francis und Teruko Yokoi, die zeigen, wie die expressive Tradition über die europäischen Grenzen hinweg fortgeführt und neu interpretiert wurde.
Die Dauerleihgaben der Stiftung stellen eine massgebliche Erweiterung der Sammlung des Kunstmuseums dar. Im Andenken an den kürzlich verstorbenen Hans Rudolf Tschumi (1928–2025) und zu Ehren von Silvia Tschumi wird die Ausstellung auch durch neoexpressive Werke aus den museumseigenen Beständen ergänzt – darunter Arbeiten von Leiko Ikemura, Miriam Cahn und Martin Disler.

Berner Herzblut für den Expressionismus
Die Geschichte der zu sehenden Sammlung ist eng mit der Grosszügigkeit und der Passion des Ehepaars Tschumi verbunden. Hans Rudolf Tschumi, der dieses Jahr verstarb, stammte aus einer kunstaffinen Berner Familie. Zusammen mit seiner Frau Silvia begann er in den 1990er-Jahren mit dem Aufbau ihres eigenen Konvoluts. Ihre Begeisterung für die «Neuen Wilden» führte sie schliesslich zum deutschen und Schweizer Expressionismus. Im Jahr 2007 mündete diese Leidenschaft in der Gründung der Stiftung Expressionismus. Das Ziel war klar definiert: Lücken in den Beständen des Kunstmuseums Bern zu schliessen und die Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die anfänglich 15 Werke umfassende Sammlung wuchs kontinuierlich auf 25 Gemälde an, die alle eines gemeinsam haben: das Streben nach der Durchbrechung ästhetischer Konventionen. Die Werke, die zwischen 1906 und 1994 entstanden sind, bilden ein eindrucksvolles Panorama der expressiven Malerei.

