Es ist das Ausschöpfen des Potentials einer bestimmten Form, die sowohl bei der Zugerin Livia Gnos wie auch bei Maja Rieder aus Basel von zentraler Bedeutung ist. Die Künstlerinnen verbindet die Beschäftigung mit Wiederholungen und Repetition sowie das Experimentieren mit verschiedenen Präsentationsformaten.
Die Doppelausstellung «Diagonale, Blitze, Kreise» lotet Formen und Konturen aus
Im Benzeholz – Raum für zeitgenössische Kunst treffen die grafischen Arbeiten von Livia Gnos und Maja Rieder aufeinander.
Der Kreis trifft auf die Diagonale, welche wiederum als Durchmesser dessen fungiert und auftauchende Blitze sorgen für Flimmermomente. Sowohl in Rieders wie Gnos künstlerischem Schaffen findet sich ein stetiger Balanceakt zwischen Ordnungsstrukturen und Zufälligkeiten, Strategie und Kontrollverlust.
Die Innenschweizerin Livia Gnos beschäftigt sich mit der runden Form: Mit Wasserfarbe oder Tusche trägt sie Kreise und Spiralen auf Papier auf. Seit Längerem arbeitet Gnos an zwei Werkserien, deren Aufbau sie immer wieder aufs Neue auslotet. In den «Concentrations» lässt Gnos die Spirale sich selbst überschneiden, was zu bestechenden Flimmer-Effekten führt. Die Arbeiten aus der Serie «Illuminations» zeigen figurative Andeutungen und erscheinen mit ihren übereinandergelegten Lagen von Tusche wie Blitze in der Nacht. Ihre Arbeiten sind geprägt von beeindruckender Geduld und Genauigkeit, wobei ein kontemplativer zeichnerischer Zustand zu erahnen ist. Im Benzeholz sind sowohl meditativ anmutende Bilder, die an den Wellengang vor dem Ausstellungsraum erinnern sowie explosive und vermehrt aufbrechende Formen zu sehen. Vom Dachstock bis ins Erdgeschoss
In den Werken von Maja Rieder steht die Erforschung der Diagonalen im Zentrum. Dabei entwickeln sich sowohl verdichtete Liniennetze, die von einer Lebendigkeit zeugen, als auch geometrische Formen, denen eine kontemplative Ruhe zukommt. Komprimierte Farblachen stehen transparenten Flächen gegenüber,
unter denen die vorausgehende Farbigkeit deutlich erkennbar wird. Dadurch bilden sich auch Assoziationen zur Fottage-Technik sowie zu organischen Strukturen, Holzmusterungen oder textilem Gewebe. Durch die direkte Präsentationsform, die meist ohne Rahmung und schützendes Glas auskommt, wird dieser Eindruck weiter verstärkt. Die Handlungen der Künstlerin scheinen dabei stets die gleichen zu sein. Am Anfang einer Ausführung steht eine vorkonzipierte Struktur, innerhalb derer sich Rieder während des Malvorgangs bewegt und damit erneut an Freiheit gewinnt. Denn während des Tuns ist die Künstlerin nicht mehr im Denken, sondern lässt das Bild entstehen, Farbe verlaufen und Papier durchtränken. Rieder konzipiert für den Dachstock des Benzeholz eine Rauminstallation. Beide Positionen kommen im Erdgeschoss zusammen, wo kleinere Arbeiten sowie Skizzen und Bücher im Zentrum stehen.
(Text: Luzerner Rundschau | https://www.luzerner-rundschau.ch/region/detail/article/diagonale-blitze-kreise-00223544/)