Kuratiert wird «The Raw and the Cooked: The Power of Transformation» von Madeleine Schuppli und basiert auf dem Dialog zwischen der britischen Bildhauerin Rebecca Warren (*1965) und dem amerikanischen Maler und Konzeptkünstler Wade Guyton (*1972). Die beiden Kunstschaffenden repräsentieren herausragende sowie dezidiert eigenständige Positionen in der internationalen Gegenwartskunst und wurden bisher noch nie gemeinsam ausgestellt.
Die Bechtler Stiftung ermöglicht das Zusammentreffen von Rebecca Warren und Wade Guyton
- Publiziert am 28. August 2023
Die Ausstellung macht deutlich, inwiefern das Schaffen der beiden Künstler:innen in unterschiedlichen formalen Welten beheimatet ist.
Bechtler Stiftung
Die Bechtler Stiftung ist ein Museum für zeitgenössische Kunst in Uster, das nebst Walter de Marias The 2000 Sculpture die Videoinstallation I Couldn’t Agree With You More von Pipilotti Rist beherbergt. Es wird von der Walter A. Bechtler-Stiftung betrieben und ist Teil des Areals Zellweger Park. Parallel zu den beiden dauerhaft ausgestellten Installationen zeigt die Bechtler Stiftung zweimal jährlich Wechselausstellungen zeitgenössischer Künstler:innen aus dem In- und Ausland, die von wechselnden Kurator:innen kuratiert werden.
Gegensätze und Gemeinsamkeiten
Die beiden künstlerischen Positionen weisen nicht nur offensichtliche Gegensätze, sondern auch Gemeinsamkeiten auf, die sich erst auf den zweiten Blick offenbaren. Bei Wade Guyton sind Fragen der Reproduktion und des Wesens des Bildes zentral. Malerei, Fotografie und Drucktechniken – analoge und digitale Bilderzeugung – der ganze Strauss an Medien kommt zum Einsatz und wird virtuos verwoben. Rebecca Warrens Arbeit hat demgegenüber eine starke haptische Qualität, eine materielle Unmittelbarkeit und eine dreidimensionale Präsenz, dies im Gegensatz zu Wade Guytons Bildwelt, in der sich das Räumliche vornehmlich im Imaginären entwickelt. Warren lotet die ganze mediale Bandbreite der Plastik mit Arbeiten in Ton, Bronze, Stahl, Papier und neustens auch Neon aus. Sie erkundet die Möglichkeiten des Mediums Skulptur, dessen Verankerung in der Geschichte und deren Weiterführung in die Gegenwart, während Guytons Schaffen stärker in der Unmittelbarkeit der Jetztzeit verortet ist.
Ausloten der Wiederholung, des Seriellen
Wade Guyton bedient sich einer geometrischen, konstruktiven Bildsprache – mit Kreuzen, Streifen und monochromen Flächen – Rebecca Warren arbeitet in ihrer Bildhauerei mit dem Organischen und Körperlichen, ohne strengen Ordnungssystemen zu folgen. In der Ausstellung werden diese Gegensätze erlebbar gemacht, beispielsweise durch eine bühnenartige Gegenüberstellung eines überbreiten horizontalen Streifenbildes mit vertikalen Bronzefiguren. Das Verbindende im Werk der beiden Kunstschaffenden manifestiert sich etwa im Ausloten der Wiederholung, des Seriellen, was in der Doppelausstellung durch thematische und formale Variationen, beispielsweise in einer siebenteiligen Gruppe von überlebensgrossen Figuren deutlich wird. In der Ausstellung wird auch erlebbar gemacht, dass beide Kunstschaffenden eine starke Verankerung in der Malerei aufweisen: Warren spricht von ihren bemalten Skulpturen als «widerspenstige 3D-Leinwände».