«Mit Haut und Haar» sagt es klipp und klar: Hier geht es um den menschlichen Körper. Seit jeher ist er, besonders der weibliche, ein beliebtes Motiv in den Künsten. Doch erst ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts machen vor allem Frauen* den eigenen Körper vermehrt zum zentralen Thema ihrer Kunst. Die vier jungen Künstler:innen Lyn Bentschik, Lou Chavepayre, Lotta Gadola und Lysann König zollen ihren Wegbereiterinnen Tribut.
Der Körper als Material, Werkzeug und Medium
Vier junge Künstlerinnen erschaffen in der aktuellen Ausstellung eine Hommage an die Körperkunst und gleichzeitig auch ihre Weiterentwicklung
Zur Ausstellung erscheint das Klapp-Bild-und-Text-Buch Mit Haut und Haar. Körperkunst jetzt mit Beiträgen von Arpita Akhanda, art of intervention, Lyn Bentschik, Lou Chavepayre, Lotta Gadola, Julia Hänni, Lysann König, Anna Leibbrandt, Les Reines Prochaines, Lika Nüssli, Miriam Suter, Julia Weber, und einem Vorwort von Lena Friedli und Theres Inauen.
Eine Wegweisende Ausstellung
In den Anfängen des Forum Schlossplatz beleuchtete eine gleichnamige Ausstellung die Körperkunst der 1970er Jahre mit Marina Abramović, Valie Export, Natalia LL und Friederike Pezold. Bei allen vieren stand der eigene Körper und die Darstellung dessen im Mittelpunkt. Kuratiert wurde sie vom damaligen Leiter des Forum Schlossplatz, Dušan Brozman. Aus heutiger Sicht ist die damalige Schau legendär. Alle vier Künstlerinnen sind zu Wegbereiterinnen feministischer Kunst geworden.
Was heisst Körperkunst heute?
Auseinandersetzungen mit dem Körper, mit Geschlechterverhältnissen sowie Überlegungen zur Rolle von Frauen* in der Kunst sind hochaktuell. Die diesjährige Ausstellung greift den Titel der Ausstellung von 1995 auf und holt sie mit vier zeitgenössischen Künstler:innen – Lyn Bentschik, Lou Chavepayre, Lotta
Gadola und Lysann König – ins Jetzt. Wer ist in ihre Fussstapfen getreten? Was heisst Körperkunst heute? «Mit Haut und Haar» 1995 stand für einen Feminismus und eine Dringlichkeit in der Kunst, welche aus den 1968ern gewachsen war. Heute, rund fünfzig Jahre später, hat sich viel Grundlegendes in diesen Bereichen getan, die Rollenverteilungen sind aufgebrochen worden, Geschlecht wird weniger binär definiert – und doch: Die Fragen sind grösstenteils dieselben geblieben.
Damals und Jetzt
Mit den ausstellenden Künstler:innen, den vielseitigen Beiträgen in der Publikation, die zur Ausstellung erscheint (einem «Klapp-Bild-und-Text- Buch»), einer neu gehängten Auswahl von Werken aus der städtischen Kunstsammlung sowie mit dem Begleitprogramm stellt sich das Forum Schlossplatz diesen Fragen, verbindet das Damals mit dem Jetzt und erweitert den Blick auf die Körperkunst der Gegenwart. Kuratiert wird die Ausstellung von Lena Friedli, Leiterin Forum Schlossplatz.
Von Bikini bis Fräulein: die städtische Sammlung in der Beletage
Die Beletage des «Haus zum Schlossgarten» umfasst, wie der Name sagt, die ‘schönen Zimmer’. Sie werden als repräsentative Empfangsräume der Stadt genutzt. In der Geschichte des Forum Schlossplatz ist es zur Tradition geworden, hier eine wechselnde Auswahl aus der Kunstsammlung der Stadt Aarau zu zeigen. Anlässlich der Ausstellung «Mit Haut und Haar» fokussiert die aktuelle Hängung auf Darstellungen von Frauen* und Werke rund um den weiblich gelesenen Körper. 1920 eröffnete die Stadt Aarau einen Kunstfonds und begann regelmässig Werke von Künstler:innen aus der Region anzukaufen. Die Sammlung umfasst insbesondere Werke der Malerei, Zeichnung und Druckgrafik, die mittels Ankäufe oder als Schenkung in den Besitz der Stadt gelangen. Sie dokumentiert das professionelle Kunstschaffen der Region Aarau und wird in öffentlichen Institutionen und Verwaltungsräumlichkeiten sichtbar.