Ob Bernhard Russi bei seinen ersten Ski-Weltmeisterschaften, Jacky Kennedy Onassis zu Besuch in Gstaad oder Alt-Bundesrat Adolf Ogi im Kopfstand: Siegfried Kuhn hielt geschichtsträchtige Momente für die Leser:innen der Ringier Medien fest. Dabei halfen ihm auch diverse Tricks und Maja Kuhn. Seine Partnerin und fotografierende Komplizin konnte dank ihrem heissen Draht zur Prominenz diverse Türe öffnen.
Das Stadtmuseum Aarau lässt die Bilderwelt des Pressefotografen Siegfried Kuhn Revue passieren
- Publiziert am 19. März 2023
Roger Moore beim Melken einer Kuh oder Ursula Andress auf dem Bundesplatz. Siegfried Kuhn war oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Siegfried Kuhn | Das Buch
Sein Lebenswerk als Buch «Siegfried Kuhn – Pressefotograf, 1959–1995»
33 Jahre lang fotografierte Kuhn für das Verlagshaus und publizierte 2021 mit seiner Autobiografie «Siegfried Kuhn Pressefotograf 1959-1995» ein Werk, das Einblicke in brisante Boulevardthemen und einen herausfordernden Arbeitsalltag als Pressefotografen gewährt und als Ausgangspunkt für die Bilderschau im Stadtmuseum Aarau diente.
Herausgeber: Fotobüro Bern | Verlag Scheidegger & Spiess, Zürich
424 Seiten, ca. 920 Abbildungen s/w und farbig
ISBN 978-3-03942-041-4
Siegfried Kuhn | Die Biografie
Biografie Siegfried Kuhn, geboren 1931, absolvierte 1947–1950 seine Lehre als Fotograf in Lyss. Von 1959 bis 1962 arbeitete er als Fotoreporter für den «A.T.P. Bilderdienst» in der Niederlassung in Bern, von 1962 bis 1995 war er hauptsächlich für die «Schweizer Illustrierte» tätig. Seine Reportagen und Fotos erschienen jedoch in über zwanzig verschiedenen Illustrierten, Magazinen und Tageszeitungen.
Die Geschichten hinter den Schlagzeilen
Die neue Bilderschau aus dem Ringier Bildarchiv zeigt ab dem 10. März im Stadtmuseum Aarau Siegfried Kuhns beste Fotografien und enthüllt die Geschichten hinter den Schlagzeilen. Fundstücke aus dem Pressebildarchiv wie scharfzüngige Randnotizen zu einem falsch zugeschnittenen Bild von Roman Polanski, eine Dankeskarte von Ursula Andres oder engmaschige Zeitpläne für die Sportberichterstattung geben Einblick in das aufregende Leben des leidenschaftlichen Fotoreporters.
Daisy Voog – die erste Frau bezwingt die Eigernordwand
Der estnisch-deutschen Bergsteigerin Daisy Voog gelang im September 1964 als erste Frau die Durchsteigung der Eiger-Nordwand. Nach der geglückten Aktion wurden Voog und ihr Begleiter Werner Bittner gespannt von diversen Medienschaffenden erwartet – natürlich auch von Siegfried Kuhn. Dieser brachte sich in der Station Eigergletscher in Stellung, erspähte die beiden Rückkehrenden als erster und behielt die Info für sich, bis seine Konkurrenten weiterzogen. So gelangen Kuhn die ersten exklusiven Bilder des erfolgreichen Duos und lud die beiden sogleich zu einem Imbiss im Restaurant ein.
Roger Moore (1981) beim Kuh melken
Während seiner grossen Zeit als James-Bond-Darsteller plante die «Schweizer Illustrierte» 1981 eine Reportage mit Roger Moore. Doch die Bildausbeute war nach zwei Sujets immer noch unbefriedigend für einen umfassenden Bildbericht. Spontan fragte Siegfried ihn, ob er sich beim Melken fotografieren lassen würde. Roger Moores Reaktion war erstaunlich. Einerseits fand er die Idee keineswegs abwegig. Andererseits konnte er melken! Moore freute sich spitzbübisch, dass er mit seinen Melkkünsten überraschen konnte, und erklärte, dass er sich diese als Kind auf der Farm seines Onkels angeeignet hatte. Der Schauspieler setzte sich auf den Melkstuhl und begann mit dem Melken, eine Fliege landete auf seinem Rücken und – welch Glück – die Kuh «Meieli» guckte auch noch in Richtung Kamera. Roger Moore grinste, Kuhn drückte auf den Auslöser der Kamera, das Titelbild der «Schweizer Illustrierten» (Nr. 25, 1981) war perfekt!
Adolf Ogi – der rennende Bundesrat
Sport war eines der Themen, die Adolf Ogi am besten lagen. Wenn nötig, schlüpfte er auch gerne in die Rolle des Sportlers, die er immer kompetent und formidabel interpretierte. Am 1. Juli 1991 war Siegfried Kuhn aufgeboten worden, um zu einem Interview mit dem Bundesrat einige Bilder zu machen. Nach einem Foto des Rennenden Bundesrats wurde die obligate Aufnahme im Kreis der Familie geschossen. Danach gelang Kuhn eines der speziellsten Bundesratsfotos überhaupt: Adolf Ogi im Kopfstand. Bildredaktor Jürg Klotz hatte bei der Auswahl des Bildmaterials für die Reportage die Qual der Wahl. Die Aufnahme mit dem Kopfstand fiel dann leider weg, zugunsten einer einfacheren mit Ogi bei einer Bodenübung. Die Fotos vom laufenden Bundesrat waren aber schliesslich der Aufhänger der Geschichte (Nr. 28, 1991). Der Titel der «SI»-Nummer lautete: «Der Marathon-Mann». Dabei war es egal, dass Kuhn ihn auf einer Kurzstrecke abgelichtet hatte.
Maja Kuhn – stets an seiner Seite
Siegfried Kuhn zierte sich auf der Jagd nach Promis und Primeuren nicht, den einen oder anderen Trick anzuwenden, um der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein. Nicht zuletzt unterstützte ihn seine Partnerin Maja Kuhn, die als fotografierende Komplizin und mit einem heissen Draht zur Gstaader Prominenz eine wichtige Rolle spielte. Besonders entscheidend war Majas Unterstützung bei den Skirennen: Als geübte Skifahrerin (im Gegensatz zu Siegfried Kuhn) gelangte sie auch an abgelegene Stellen der Piste und übernahm oft die Rolle der Zielfotografin, während Siegfried weiter oben am Pistenrand fotografierte. So schafften sie als Team, was für einen einzelnen Fotografen unmöglich gewesen wäre: Den gleichen Rennfahrer während des Laufes und im Ziel zu fotografieren.