Sechs Jahrzehnte lebte die Künstlerin Mili Weber in dem Chalet ganz in der Nähe von St. Moritz und verwandelte es mit Pinsel und Farbe in das stimmungsvolle Gesamtkunstwerk, das man heute noch bestaunen kann. Ihre berühmte Schlosspuppenstube nimmt einen ganzen Raum ein. Und es gibt kaum einen Fleck, den Mili Weber nicht mit fantasievollen Naturmotiven verziert hat: Küche, Bad und Orgelzimmer schmücken lebhafte Wand- und Deckenfresken. Dazu kommen zahlreiche Ölbilder und Aquarelle.
Das Mili Weber Museum St. Moritz ist ein Märchenschloss
Blumenkinder, Rehe und Bären verzieren die Decken und Wände. Das gesamte Haus ist wie verzaubert, eine Wunderwelt, ein Gesamtkunstwerk.
Mili Weber (1891 – 1978), getauft auf den Namen Berta Emilia, wuchs als jüngstes Kind von Anna und Adolf Weber-Gloor mit drei Brüdern und zwei Halbschwestern in Biel auf. Zentral für Mili Webers künstlerische Entwicklung war ihre wesentlich ältere Halbschwester Anna Haller, erste Diplom-Absolventin der kunstgewerblichen Abteilung des Technikums Biel und später an derselben Schule als Dozentin tätig. Bevor sich Mili Weber ganz dem Malen zuwandte, besuchte sie das Kindergärtnerinnenseminar in Bern. 1912 reiste Mili gemeinsam mit Anna Haller nach München und besuchte dort die renommierte Malschule von Professor Heinrich Knirr, die Frauen offenstand – damals keine Selbstverständlichkeit. In diesen Jahren zog es viele Schweizer Künstler:innen zur Ausbildung nach München und in Knirrs Schule, so etwa auch Paul Klee oder den St. Moritzer Kurarzt Peter Robert Berry II. Im Sommer 1914 kehrten die Schwestern in die Schweiz zurück. Mili Weber erhielt Aufträge, Ansichtskarten, Ausmal- und Ausschneidebogen im Farbdruck sowie Illustrationen zu bekannten Märchen zu entwerfen. Ab 1917 lebte und arbeitete Mili Weber bis zu ihrem Tod in St. Moritz.
Das Mili Weber Haus
Das kleine Haus am Waldrand mit weitem Blick auf See und Berge erbaute Mili Webers Bruder Emil 1917 als Blockbau über steinernem Sockel. Im Obergeschoss verzahnen sich die für das Engadin typischen massiven Mauern mit Trichterfenstern und Erker mit dem Typus Walser Strickbau. Emil Weber war ausgebildeter Möbelschreiner und Architekt und war im renommierten und für das Engadin prägenden Büro von Nicolaus Hartmann junior tätig. Mili Weber verwandelte das Haus in ein märchenhaftes Gesamtkunstwerk: Die Künstlerin bemalte Möbel, Wände und Decken mit Blumen und Zweigen, Vögeln und Hagebuttenkindern. Das ehemalige Esszimmer der Familie verwandelte sie in ihr «Museum». Hier steht das raumfüllende Puppenschloss, an dem Mili Weber jahrezehntelang arbeitete und über das sie eine mehrbändige Chronik schrieb, die Wesentliches ihrer Lebensphilosophie beinhaltet. Hier spielte, sang und komponierte sie. Eine spezielle Beziehung hatte sie zu den Tieren des nahen Waldes, besonders zu Reh und Hirsch, zu den Eichhörnchen und all den Vögeln, die in ihren Bildern folgerichtig auch eine spezielle Rolle spielen. In Mili Webers Welt ist alles belebt und so stehen ihre Blumen- und Pilzkinder, die Hagebuttenköpfchen und Huflattichzwerge für ein Miteinander von Natur und Mensch.