Die von Livio Beyeler gefundenen Texte fokussieren Vignetten der Urner Bevölkerung im Jahreskreis und vermitteln kritisch-visionäre Heimatbetrachtungen des Malerdichters Heinrich Danioth (1896 – 1953). Zugleich erlaubt Beyelers Fund der «Urner Revue» eine informierte Auseinandersetzung mit Danioths Theaterarbeit, die sehr viel intensiver war als allgemein bekannt ist. Die Ausstellung und acht Theateraufführungen im Haus für Kunst Uri machen Danioths Theaterarbeit erlebbar.
Das Haus für Kunst Uri wird zum Theater
Konzeptkünstler und Theaterregisseur Livio Beyeler hat im Staatsarchiv Uri ein verloren geglaubtes Theater des Künstlers Heinrich Danioth aufgespürt.
Was ist Heimat – Gefühl oder Ort?
Im Erdgeschoss vom Haus für Kunst lädt die Ausstellung anhand von Installationen zur Betrachtung und Erprobung eigener Heimatbilder ein. Im Zentrum steht die Frage: Was ist Heimat – Gefühl oder Ort? Je nach Antwort führt der Weg nach der linken oder rechten Seite des Stockwerks. Entweder in einen Raum, in dem die Frage nach der Kommerzialisierung des Heimatsgefühls aufgeworfen wird. Im anderen Raum werden stoffliche Komponenten des Heimatsbegriffs verhandelt, wozu Beyeler mit natürlichen Materialien wie Holz, Stein und Erde arbeitet und existenzielle Erfahrungen wie die Kulturhandlung des Essens oder den Tod zur Wahrnehmung bringt.
Theaterarbeit von Heinrich Danioth
Die beiden oberen Stockwerke präsentieren Objekte und Installationen, die einen engen Bezug zur Theaterarbeit von Heinrich Danioth und zu dessen Innenwelt aufweisen. Für die erste Etage erschafft Beyeler verschiedene Objekte, die von spezifischen Gegenständen in Danioths Theatertexten inspiriert sind, wie etwa ein Hungertuch oder ein Glücksrad. Parallel dazu zeichnet Beyeler den Arbeitsprozess an der «Urner Revue» nach. Indem er originale handschriftliche Textfragmente zusammen mit diversen zugehörigen Zeitdokumenten präsentiert (wie Zeitungsartikel, Briefe, Theaterplakate), gewährt er weitreichende Einblicke in Danioths Theaterarbeit. Im Dachstock verweist Beyeler durch eine Rauminstallation mit der originalen Fasnachtstrommel Heinrich Danioths schliesslich auf dessen ganz persönliches und ambivalentes Konzept Heimat.
Zehn Theateraufführungen
Das Theaterstück «welcome home» überführt Livio Beyelers Recherche und künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Heimat in ein Gesamtkunstwerk, das wesentlich mit der Ausstellung verzahnt und von Heinrich Danioths «Urner Revue» inspiriert ist. Die insgesamt zehn Aufführungen des Theaterstücks beginnen im Foyer des Museums. Nach der ersten Szene teilt sich das Publikum in drei Gruppen auf und begleitet die Darsteller: innen in unterschiedliche Räume der Ausstellung. Dort werden parallel drei Szenen aufgeführt, anschliessend wechselt das Publikum die Räume und wohnt so bis zum Ende des Abends allen drei Szenen bei. Auf diese Weise führt die Inszenierung im Haus für Kunst Uri in unterschiedliche Situationen, die durch das Begriffspaar Ort und Gefühl geprägt sind, und eröffnet durch Humor, Konfrontation, Dialog und Musik neue Perspektiven auf das Werk Heinrich Danioths und den Begriff Heimat.