Sich zu vergnügen ist ein Privileg. «Les fêtes galantes» bezeichnet eine Gattung der Malerei aus dem französischen Spätbarock: Vornehme Gesellschaften tanzen im Freien, amüsieren sich beim Picknick oder auf einer Schaukel. Künstler wie Antoine Watteau (1684-1721) schufen damit die idealen Vorlagen für die heutigen Kostümfilme. Doch stellen diese Gemälde mehr als bloss pastellfarbene Glückseligkeit dar. Beim Feiern verhandeln wir auch Werte und Normen, wir offenbaren unsere Ideale und Sehnsüchte.
Das Forum Schlossplatz nimmt Formen des Feierns in den Blick
Die Ausstellung «Let’s fêtes galantes!» vereint zeitgenössische Werke aus Kunst, Performance und Musik.
Wer feiert mit?
Die eingeladenen Kunstschaffenden reagieren auf die historische Vorlage, fragen kritisch und lustvoll nach heutigen Formen des Feierns und spüren den Ambivalenzen rund um Ekstase, Elite und Etikett nach. Im Party-Office verwandeln sich die Besucher:innen in ihr feierfreudigstes Selbst und sind danach bereit für die grosse Sause. Exklusive Filmabende und eine Auswahl aus der städtischen Kunstsammlung ergänzen den festlichen Reigen.
Projekt als «Hausgeschichte»
Das Projekt reiht sich in die Programmierung am Forum Schlossplatz ein, welche seit 2020 unter dem Motiv «Hausgeschichten» läuft und damit allen Projekten einen Bezug zum Haus, dessen Identität und Geschichte zuspricht. Schon der Name des Gebäudes malt ein Bild: «Haus zum Schlossgarten». Assoziativ kommen Bilder von Festen, von schönen Kleidern, vom Treffen im Salon und damit verbunden Fragen rund um Privilegien, Zugehörigkeit und Gemeinschaft auf. Wer durfte jeweils in diesem Haus ein- und ausgehen? Wer nicht?
Party Office
Das Bedürfnis, sich durchs Feiern auszudrücken, ist bei jungen Menschen seit der Pandemie so gross wie noch nie. Im neuen Workshop zur Ausstellung gehen wir diesem Trend auf den Grund. Wir gehen der Geschichte des Feierns nach und fragen, was hat Party mit Privileg und Zugehörigkeit zu tun. Dreh- und Angelpunkt des Workshops ist das «Party Office», ein Raum in der Ausstellung, eingerichtet und konzipiert vom Szenografen Mikki Levy-Strasser. Er rückt das Bett ins Zentrum der Party, denn es ist der Ort der Vorfreude und zugleich des Endes einer langen Nacht. Das Bett verweist auch auf die Frage nach den «safer spaces»: Clubs werden oft als gefährliche Orte wahrgenommen, das Feiern als exzessive Tätigkeit. Dabei geht der Blick auf die Zwischentöne verloren, die aktuell diskutiert werden: Wie werden Clubs zu Orten, an denen alle, unabhängig von Herkunft oder Geschlecht, willkommen sind und sich sicher fühlen?
Von Reigen bis Rausch: Die Städtische Sammlung auf der Beletage
Die Beletage des «Haus zum Schlossgarten» umfasst, wie der Name sagt, die ‹schönen Zimmer›. Sie werden als repräsentative Empfangsräume der Stadt genutzt. In der Geschichte des Forum Schlossplatz ist es zur Tradition geworden, hier eine wechselnde Auswahl aus der Kunstsammlung der Stadt Aarau zu zeigen. Anlässlich der Ausstellung «Let’s fêtes galantes!» versammelt die Hängung ein Potpourri von Werken. Ob im Rausch des Weins oder im Reigen tanzend – die Werke drehen sich alle um Fest und Festlichkeit. Zu sehen sind Darstellungen des traditionellen Aarauer Jugendfests «Maienzug» von Otto Wyler oder Felix Hofmann. Die gekonnt ausgeführte Kopie von Peter Paul Rubens’ berühmten «Reigen der Putten», gemalt von Robert Hunziker, stellt den Bezug zum Barock her. Fotografische Arbeiten von Oliver Lang oder Luca Schaffer wiederum zeigen die alltägliche Seite des Feierns und Irene Naefs Leuchtkasten taucht eine Salonarchitektur in feierliches Licht.