Die Minimale setzt einen Kontrapunkt zu den immer grösser werdenden Kunstausstellungen und deren Werke. Anstatt immer grösser und mehr, erfolgt eine Reduktion auf das Minimum und damit auf das Grosse im Kleinen. Ein Werk darf höchstens 30 Millimeter in Breite, Höhe und Tiefe betragen, Videos, Musik, Performances maximal 20 Sekunden lang sein. Die Antithese zur aktuellen Entwicklung zeigt, grossartige Kunst kann man auch klein machen.
Das Aktionskomitee Schwyz Kultur lanciert eine «Minimale»
Kleine Kunst – ganz gross
Venedig hat die Biennale, Kassel die Documenta, Berlin die Berlinale und Schwyz die Minimale. Gigantismus war gestern, die Initiant:innen der Minimale zelebrieren minimale Kunst mit einer Ausstellung in Schwyz. Das Aktionskomitee Schwyz Kultur gibt Mini- und Mikrowerken in Form eines jurierten Wettbewerbs Raum. Erhard J. Sigrist vom Aktionskomitee erklärt, worum es an der Minimale geht. «Ausstellungen wie die Art Basel werden grösser und grösser. Da haben wir es reizvoll gefunden, in die andere Richtung zu gehen und kleiner zu werden statt grösser. Statt eine Biennale eine Minimale.»
Sieben weitere Fragen zur Minimale an Erhard J. Sigrist
Was waren die Vorgaben? Wie klein durfte ein Kunstwerk sein?
Je kleiner, desto besser. Die Vorgabe ist maximal 30 Millimeter in Breite, Höhe und Tiefe respektive für Videos, Musik, Performances etc. 20 Sekunden. Es gibt einen englischen Künstler, Willard Wigan, der macht extrem kleine Sachen, die man mit dem Mikroskop anschauen muss. Ich sage deshalb: nach unten offen, nach oben begrenzt.
Sie selber stellten kürzlich an der Ausstellung von Kunst Schwyz im Mythen Center auch ein Mikrowerk aus, das man durch ein Mikroskop betrachten konnte.
Ich war damals schon am Erarbeiten des Konzeptes für diese Ausstellung. Deshalb war es für mich eine Gelegenheit, klein zu arbeiten. Aber das wäre auf Dauer nichts für mich, es braucht zu viel Geduld.
Gibt es in der Schweiz viele Kunstschaffende, die so klein arbeiten?
Es gibt sie schon, es handelt sich aber um eine Minderheit. In meinem Umfeld arbeiten die meisten gross. In der Kunst gibt es generell die Tendenz, grösser zu werden. Das hier ist nun eine Antithese: Reduce to the max. Grossartige Kunst kann man auch klein machen. Doch wie mir die Rückmeldungen auf die Ausschreibung zeigten, hatten die wenigsten etwas in der geforderten Grösse. Die meisten, die mitmachten, mussten für die Minimale extra etwas herstellen.
Eine Jury bestimmte, welche Werke in die Ausstellung kamen.
Ja, die Jury wählte aus und hat auch eine Siegerin erkoren. Hinsichtlich Auswahl und Werkpräsentation zogen wir unser Konzept konsequent durch. Es war uns wichtig, die Minimale möglichst kompakt zu präsentieren. Darum ging unser Kunsthappening innerhalb von drei Stunden über die Bühne.
Das Gute dabei ist, die Ausstellung braucht keinen grossen Kunstraum …
Ursprünglich war die Idee, die Werke auf einem Quadratmeter zu präsentieren. Aber wir haben eingesehen, dass das Publikum mehr Platz braucht .
Gab es Lupen, damit sich die Besucher:innen die Werke genauer anschauen konnten?
Ja sicher, je nach der Kleinheit der Werke auch Mikroskope.
Noch eine letzte Frage: Das Aktionskomitee Schwyz Kultur lanciert die Minimale, es kritisiert, wie klein die Kunst im Kanton Schwyz gehalten wird. Ist die Minimale auch ein Fingerzeig auf den politischen Umgang mit Kunst?
Ich denke, Grösse ist abhängig von Relation und Perspektive. In diesem Sinne kann etwas Kleines auch ganz gross sein und umgekehrt genauso.
Textgrundlage: Minimale