Mit Björn Allemann “Fussball-Landschaft Schweiz” und Anna Kanai
“Lot#1160” zeigt die COALmine Fotogalerie in Winterthur zwei spannende künstlerische Positionen im Bereich Fotografie.
Caolmine Fotogalerie | Björn Allemann | Anna Kanai
Björn Allemann
Fussball-Landschaft Schweiz
In Winterthur gibt es während der Euro 08 keine Fanmeile, dafür eine Fotoausstellung über die Fussballplätze der Schweiz. 15 Monate lang war der Fotograf Björn Allemann im Auftrag der Bildagentur Keystone unterwegs, um die Orte aufzuspüren, wo hierzulande Fussball gespielt wird: in Alpentälern, neben Autobahnen, an Seeufern, zwischen Wohnsiedlungen und hinter Fabrikanlagen.
Im Zentrum der Reportage stehen nicht die Fussballstadien in den Metropolen, sondern vielmehr die Nebenschauplätze. Überall entdeckt Björn Allemann Spuren des Fussballspiels, Flutlichter, Spielfeldmarkierungen, Goals und Zuschauertribünen. Es ist ein poetischer Fotoessay entstanden, der zeigt, wie beliebt und allgegenwärtig der Fussballsport ist. Gleichzeitig dokumentieren die Fotografien die grosse Vielfalt verschiedener Lebensräume: urbane, ländliche, idyllische und verschandelte. “Fussball-Landschaft Schweiz” ist ein originelles Porträt der modernen Schweiz als Gastland der Euro 08.
Anna Kanai
Lot#1160
Das Thema von Lot#1160 ist der moderne storage space. Anna Kanai sieht den storage space als Symbol einer modernen Gesellschaft, die der Logik des kapitalistischen Arbeitsmarkts folgend ständig und bereitwillig ihren Standort wechselt. Ihre Arbeit kreist um die Frage der Entwurzelung und um moderne Lebensentwürfe, zu denen das Ein- und Auslagern von vorübergehend nicht mehr benötigtem Eigentum gehören. In Lot#1160 geht es um das Heimisch-Werden oder Nicht-Mehr-Heimisch-Sein, um das Einnisten und Ausmisten.
Das aktuelle Projekt Lot#1160 basiert auf einer persönlichen Erfahrung. Die Künstlerin hält nach familiärer Trennung aus zweijähriger Distanz Rückschau auf einen vergangenen Lebensabschnitt. Nach ihren Studienjahren in den USA mit Familie hatte Anna Kanai nach ihrer Rückkehr in die Schweiz aus finanziellen und Platzgründen über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren Mobiliar und persönliche Gegenstände in einem amerikanischen storage space aufbewahrt, bevor sie durch den Vermieter unter Androhung einer Zwangsversteigerung gezwungen wurde, diesen innert kürzester Zeit zu leeren. Diese Begebenheit hat Kanai dazu bewogen, sich als Künstlerin selbst in einen storage space einzumieten und Bilder zu produzieren, die aus dem Inneren einer solchen storage unit erzählen. Die storage unit in den USA wurde in der Folge tatsächlich geräumt und die Gegenstände können während der Ausstellung in der Coalmine auf http://newhaven.craigslist.org erworben werden.
Der Titel Lot#1160 bezieht sich jedoch nicht auf den damaligen Lagerraum in den USA, sondern auf ein leeres Abteil im Self Storage in Zürich Oerlikon, das die Künstlerin in den Wochen vor der Ausstellung gemietet und zu ihrem Atelier umfunktioniert hat. Die Arbeit besteht aus inszenierten Fotografien, die sich mit den verschiedenen Bedeutungen des storage space beschäftigen. Kanai versucht in ihren Bildern der Stimmung nachzuspüren, die diesen „Un-Ort“ umgibt, und mögliche, in den Lagerraum eingeschriebene Lebensgeschichten anzudeuten.