In der Ausstellung «res mundi» trifft das noch junge Werk von Sandra Ulloni (*1979 in Luzern) auf den seit den 1960er Jahren gewachsenen Werkkomplex von Anton Egloff (*1933 in Wettingen).
Benzeholz Meggen | res mundi
Minimal Art und Arte Povera
Den beiden in Luzern lebenden Künstlern ist das Befragen und Erkunden von Ordnungen und Systemen gemeinsam. Mit dem Auslegen von Objekten entwickeln sie ein Umfeld, in dem sich verschiedene Bezugspunkte immer wieder neu erschliessen lassen. Modellhaft setzen sie sich mit der realen Welt auseinander, erzeugen aber auch Gedankenräume, die darüber hinausweisen. Anordnungen von sich wiederholenden bzw. ähnlichen Objekten charakterisieren das Werk von Anton Egloff. So können die Bronzeknäuel aus «Modelsystem» 1985/92 auf dem Boden ausgebreitet oder auf Vorrichtungen befestigt werden; verschiedenartig eingekerbte Balken aus «Etoiles Filantes» 1997/2002 können an die Wand gelehnt oder im Raum schwebend aufgehängt werden. Mit der Abkehr von einer in sich geschlossenen Skulptur hin zu offenen Werksystemen bezieht sich Egloff auf Positionen der 1960er und 70er Jahre, entwickelt aber im Spannungsfeld zwischen Minimal Art und Arte Povera eine eigene Sprache. Im «Denken mit den Händen», wie der Künstler seine Arbeitsweise nennt, entsteht ein Formungsprozess, der sich am traditionellen Handwerk anlehnt, aber über konzeptuelle Ideen zu neuen Möglichkeiten findet. Im Benzeholz, Raum für zeitgenössische Kunst, sind neben Objekten auch Zeichnungen zu sehen, die sich mit dem Boden als Grund, auf dem wir stehen und uns bewegen, auseinandersetzen.
Unvorhersehbare Objekte
Sandra Ulloni begibt sich mit gefundenen – ein Praliné-Papier, ein rosaroter Plastiksack, Zucker – sowie selbst hergestellten Objekten auf künstlerische Entdeckungsreise, die sie auch als Feldforschung bezeichnet. Zum Herstellen ihrer Objekte greift die Künstlerin einerseits auf einfache archaische Methoden zurück wie das Kneten von Ton und Fimo, oder sie entwickelt eine Technik zum Spritzen von Farbe. Andererseits nimmt sie traditionelle handwerkliche Verfahren auf wie das Polieren mit Schellack, das für antike Möbel und Flügel verwendet wurde, und setzt sie zweckentfremdet in einen neuen Kontext. Durch ihre Lust und Neugier dem Material gegenüber entstehen unvorhersehbare Objekte, die dem Betrachter als Kuriositäten erscheinen, egal ob sie aus leichtem alltäglichem Material oder einem kostbaren und aufwendigen Herstellungsprozess entsprungen sind.