Das Wohn- und Atelierhaus des Diessenhofener Künstlerpaares zählt zu den kulturellen Geheimtipps der Region. Der ab 1930 erbaute Gebäudekomplex ist noch weitgehend im Originalzustand erhalten und gehört zu den wichtigen Zeugnissen des Neuen Bauens im Thurgau. Die Räume vermittelt einen lebendigen Eindruck der Lebens- und Arbeitswelt von Carl und Margrit Roesch-Tanner.
Auf den Spuren von Carl und Margrit Roesch
Ein Besuch im Atelier des Thurgauer Künstlers Carl Roesch – und in einem Haus, das noch immer den Geist seiner Zeit atmet.
Aus den Tagebüchern von Carl Roesch
Sein Leben lang schrieb Carl Roesch Tagebuch. Er hat rund achtzig Hefte bis 200seitige Bücher mit seinen Aufzeichnungen hinterlassen. Die darin festgehaltenen Eintragungen gehen weit über den Charakter eines persönlichen Notizbuchs hinaus. Sie enthalten kunsttheoretische Betrachtungen, Auseinandersetzungen mit dem eigenen Werk und dem Leben als Künstler, Schilderungen der Kunstwelt seiner Zeit und ausführliche Reisenotizen. Sie eröffnen aber auch Einsichten in die persönlichen Beziehungen zu seiner Frau Margrit Roesch-Tanner (1880–1969) und anderen nahestehenden Menschen.
Dabei erweist sich Roesch als ein aufmerksamer Beobachter und Kommentator. Er war vielseitig in der Schweizer Kunst vernetzt und nahm rege am zeitgenössischen Kunstgeschehen teil. So bietet er in seinen Tagebüchern einen Einblick in die Kunstwelt des 20. Jahrhunderts, der Unbekanntes und Überraschendes bereithält. Die Zürcher Kunsthistorikerin Tildy Hanhart mit Diessenhofer Wurzeln hat seine Tagebücher in einer langjährigen Arbeit minutiös transkribiert.
Es ist vorgesehen, in einer sorgfältig edierten Ausgabe die aufschlussreichsten Passagen für ein breites Publikum zu erschliessen, diese mit fachkundigen Kommentaren zu ergänzen und mit zahlreichen Abbildungen zu veranschaulichen. Durch die Vermittlung seines persönlichen Denkens wird ein neuer, direkter Zugang zu Carl Roesch und seinem vielfältigen künstlerischen Schaffen geöffnet.
«Kulturelle Dinge müssen gepflegt werden der Barbarei zum Trotz.»
Carl Roesch
Das Künstlerpaar
Carl Roesch (1884 – 1979) war einer der bedeutenden Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts. Als Zeitgenosse Picassos suchte er seine eigenen Wege, um die Herausforderungen des modernen Lebens künstlerisch zu bewältigen. Aufgewachsen in Diessenhofen heiratete er 1911 Margrit Tanner, auch sie eine Künstlerin. Während sie nach dem Ende des 1. Weltkriegs ihr künstlerisches Schaffen weitgehend aufgab, beteiligte sich Carl Roesch erfolgreich an Wettbewerben für Kunst im öffentlichen Raum. Daneben entstand im Spannungsfeld zwischen Darstellung und Abstraktion ein reiches malerisches Werk.
Die Margrit und Carl Roesch-Stiftung, 2001 von seinem Neffen Urs Roesch gegründet, hat sich das Ziel gesetzt, das Schaffen des Künstlerpaars zu vermitteln und lebendig zu halten.
Das Atelier als Ort der Begegnung
Ab 1930 errichteten Carl und Margrit Roesch vor den Stadtmauern von Diessenhofen ein neues Atelier im Stil des Neuen Bauens. Zwei Jahre später kam ein Wohnhaus dazu. Dieser Gebäudekomplex ist weitgehend im Originalzustand erhalten. Die Carl und Margrit Roesch-Stiftung organisiert an diesem besonderen Ort pro Jahr drei bis vier Veranstaltungen. Diese öffentlichen Anlässe bieten eine gute Gelegenheit, einen Einblick ins Atelier und die Lebenswelt von Carl und Margrit Roesch-Tanner zu erhalten.
(Textgrundlage: Carl und Margrit Roesch-Stiftung)