Denzlers Werk lebt von der Mehrdeutigkeit zwischen figurativ und abstrakt, einschliesslich Elemente des Zufalls. In seiner jüngsten Werkserie wird seine visuelle Sprache noch betont, indem Teile der Leinwand völlig unbemalt bleiben und sich dadurch stark von den mit Farbe bedeckten Bereichen abheben. Damit thematisiert der Künstler den tiefgreifenden Bruch, der wegen der Pandemie in unserer Gesellschaft stattgefunden hat.
Andy Denzler | Fractured
- Publiziert am 4. November 2020
Die Soloausstellung von Andy Denzeler in Genf zeigt, dass Corona auch bei ihm Spuren hinterlassen hat. Dies durchaus positiv.
Zustand der Selbstbeobachtung
Wir sind Gewohnheitstiere, die daran gewöhnt sind, das Leben mit bestimmten etablierten Routinen zu leben. Ein paar Monate lang gezwungen zu sein, uns auf unser näheres Umfeld zu konzentrieren, hat unser Leben auf den Kopf gestellt, unsere Muster und Rhythmen durchbrochen und uns aufgefordert, uns in kurzer Zeit an neue Lebensweisen anzupassen. Gefangen in einer seltsamen Zeitschleife hat diese Zeit der Isolation den Künstler Andy Denzler, wie viele von uns, in einen intensiven Zustand der Selbstbeobachtung gezwungen. Bei Denzler hat diese Zeit dazu geführt, dass er eine Serie «hochaufgeladener Leinwandbilder» geschaffen hat.
Malerisch-poetische Sprache
Unsere Alltagswelt ist infolge Corona kleiner geworden. Von Menschen und Orten ausserhalb unserer Häuser abgeschnitten, waren wir gezwungen, unsere unmittelbare Umgebung wiederzuentdecken, die zu unserem sicheren Hafen geworden ist. Denzler hat die psychologischen Zustände seiner Figuren in ihrer intimen Umgebung dargestellt, während sie sich auf einen Moment des Nachdenkens einlassen und innehalten, um nach innen zu schauen. Gesichter und Körper werden durch seine einzigartige malerisch-poetische Sprache abstrahiert und spiegeln unsere gegenwärtigen widersprüchlichen Seinszustände wider. Die Erkenntnis, dass etwas zerbrochen ist, ist für Denzler jedoch der erste Schritt auf dem Weg zur Heilung…