Die New Yorker Künstlerin Amy Sillman (*1955 in Detroit) arbeitet hauptsächlich mit Malerei und Zeichnung und nähert sich diesen Medien mit neuem Blick und erweitertem Sinn für materielle Verwandlungen. Die Künstlerin geht sowohl analytisch wie improvisierend vor und kombiniert ihre Liebe zum Formalen mit einem strengen Auswahlverfahren.
Amy Sillman. Oh, Clock!
Das Kunstmuseum Bern zeigt eine wichtige Stimme in der zeitgenössischen amerikanischen Malerei.
Lust an der Malerei
Amy Sillmans Arbeiten umfassen Zeichnungen, Drucke, Texte sowie Objekte und Animationen. Ihre schnellen seriellen Zeichnungen und viellagigen Malereien bewegen sich gekonnt zwischen Abstraktion und Figuration – mal sind sie vielfarbig, mal monochrom, mal zeigen sie komplexe Formen, mal Figuren oder Körperteile. Und immer sind sie voller Lust an der Malerei. Sillmans Leidenschaft für die Kunst geht jedoch über Gemälde hinaus und lädt ein, neue Perspektiven einzunehmen. In allen Werken durchbricht Sillmans Haltung des Do-it-yourself die fixen Konventionen der «hohen» Abstraktion. Hybridisierung entpuppt sich als Standardverfahren der Malerin, welche schon immer künstlerische Systeme und Gattungen miteinander mischte. Sie verbindet Abstraktion mit Figuration, nimmt Anleihen bei der Cut-and-Paste-Poetik, verwendet musikalische Begriffe der Improvisation und nutzt eine betont handwerkliche Art der Zine- und Videoherstellung.
Dialog mit der Sammlung
In der Ausstellung ist die Zeit selbst ein weiteres Material, das in Gestalt von Malerei verpackt ist und sich in der sequenziellen Choreografie entfaltet. Die Ausstellung eröffnet vielseitige Einblicke in Sillmans künstlerische Herangehensweise auf und jenseits der Leinwand sowie einen anti-kanonischen Umgang mit musealen Kunstsammlungen und Präsentationsformen. Ihr Ansatz ist tief durchdacht und empfunden. Sillman deckt eine Art verborgene visuelle Geschichte der affektiven Form im zwanzigsten Jahrhundert auf. Ihre Malerei und ihre kuratorische Arbeit sind eine Einladung, unsere visuellen Archive zu erweitern und sich über das hinauszubewegen, was bereits bekannt ist. Mit ausgewählten Werkgruppen der letzten fünfzehn Jahre wird das kraftvolle und andeutungsreiche Schaffen vorgestellt und in einen Dialog mit der Sammlung des Kunstmuseum Bern gebracht. Dieser Dialog wird von der Künstlerin selbst kuratiert, während die Ausstellung selber von Kathleen Bühler, assistiert von Nina Liechti, verantwortet wird.
(Textgrundlage: Kunstmuseum Bern)