Die Zeit werde kommen, in der man ihre Bilder versteht, soll Emma Kunz (1892–1963) prophezeit haben. Tatsächlich scheint vieles, was sie in ihrem ganzheitlichen Denken und Praktizieren vorwegnahm, heute Trend. Kunz hat die Frage nach Kunst oder Nicht-Kunst stets abgelehnt. Sie stellt sich trotzdem, hat sie doch nach Schema und unter Zuhilfenahme eines Pendels gemalt. Es ist ein geschickter Schachzug, ihrer Arbeit 14 neuere Positionen zur Seite zu stellen.
Aargauer Kunsthaus | Kosmos Emma Kunz
Die Aargauer Forscherin, Naturheilerin und Künstlerin im Dialog mit aktuellen Kunstschaffenden.
Pendel-Kunst
Zurückgezogen und fern vom Kunstgeschehen lebte sie eine erweiterte Kunstauffassung vor, lehnte die Frage nach Kunst oder Nicht-Kunst ab und bezog verschiedenste Handlungsfelder – Forschung, Medizin, Naturkunde ebenso wie das Übersinnliche, Magische, Visionäre – mit ein. Emma Kunz schuf ihre Zeichnungen auf der Grundlage von Fragen, die sie mittels eines Pendels auf Millimeterpapier kartografierte. Im Zeichen von Wiederholung und Appropriation verwendete sie die Blätter auch nach ihrer Fertigstellung weiter und befragte sie von Neuem. In der Ausstellung sind rund sechzig dieser Zeichnungen – davon zahlreiche zum ersten Mal überhaupt – zu sehen. Der Dialog mit jüngst entstandenen Arbeiten von vierzehn zeitgenössischen Positionen zeigt neue und unbekannte Facetten eines Schaffens, das in einer Zeit, in der althergebrachte Kategorien kritisch hinterfragt werden müssen, grosse Aktualität aufweist.
Text: Felix Schenker | Grundlage Pressetext Aargauer Kunsthaus