«Towards No Eathly Pole», eine monumentale Filmarbeit, gewidmet den Eismassen der Antarktis, gibt der bisher grössten Einzelausstellung von Julian Charrière den Titel. Die Pole sind nur eine der unwirtlichen Gegenden, die der junge Westschweizer Künstler bereist hat, getrieben von der Neugier die Umwelt und darin die Rolle des Menschen zu begreifen. Ein Künstler und Forscher, visionär in der untrennbaren Verbindung von Mensch und Natur unterwegs.
Aargauer Kunsthaus | Julian Charrière | Towards No Earthly Pole
Wie die frühen Entdecker zieht es den Künstler Julian Charrière in die unwirtlichsten Gegenden der Welt.
Julian Charrière (*1987, Morges) hat Bildende Kunst an der École cantonale d’art du Valais (ECAV) in Sierre bei Valentin Carron (2006) und an der Universität der Künste in Berlin (2007-2013) studiert, wo er als Student und Meisterschüler des Künstlers Olafur Eliasson am Institut für Raumexperimente tätig war. Charrière lebt und arbeitet in Berlin.
Spielfilmlanger Eistrip
Seine neuste Filminstallation «Towards No Earthly Pole» (2019) zeigt schimmernde Eisberge, klaffende Gletscherspalten und wogende Eismeere. Sie tauchen unvermittelt aus der Dunkelheit auf, um alsbald wieder von ihr verschluckt zu werden. In ihr vereint der Westschweizer Künstler verschiedene Eislandschaften unseres Planeten zu einem sinnlich-poetischen Kosmos. Die raumfüllende, spielfilmlange Projektion lässt das Publikum in diese faszinierende, menschenleere Gegend eintauchen. Das Ausstellungssetting verstärkt das Entrückte der Szenerie: Der Raum versinkt in Dunkelheit, die vibrierende Soundkulisse unterstreicht die Atmosphäre des Films und lädt zu einem einzigartigen Trip innerhalb der Museumswände ein.
Der Künstler als Forschender
Julian Charrière ist als bildender Künstler ebenso Forscher und Reisender als auch Wissenschaftler und Archäologe. Er verbindet mit Leichtigkeit disparate Werke und unterschiedliche Disziplinen miteinander. Der Kontrast zwischen den Elementen Eis und Feuer durchdringt die gesamte Ausstellung. Charrière nutzt die beiden gegensätzlichen Elemente, um Wandel und Transformation zu symbolisieren. Seine Neugier und sein Interesse, die Umwelt zu begreifen, führen ihn in Gebiete, die globale Brennpunkte für unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind. Für die Besuchenden wird der Ausstellungsrundgang zu einer Reise durch den künstlerischen Kosmos von Julian Charrière, und bietet gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit den Auswirkungen menschlichen Handelns auf die Natur.
Publikation
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation in Deutsch und Englisch. Sie widmet sich der Arbeit «Towards No Earthly Pole» und setzt sie in einen Kontext mit Essays führender Wissenschaftler*innen aus den Disziplinen Philosophie, Filmwissenschaft, Polarforschung und Kunstgeschichte sowie Auszügen aus wichtigen literarischen und naturhistorischen Texten. Mit Beiträgen von: Francesca Benini, Amanda Boetzkes, Katherine Brodbeck, Dehlia Hannah, Scott MacKenzie & Anna Westerstahl Stenport, Shane McCorristine, Nadim Samman und Katrin Weilenmann sowie einem Gespräch zwischen dem Künstler und Prof. Dr. Konrad Steffen, Professor für Klima und Kryosphäre an der ETH Zürich und der EPFL.
Julian Charrière. Towards No Earthly Pole, Mailand, Mousse Publishing, 2020. ISBN 978-88-6749-434-7. Erscheinungsdatum: Mitte Oktober 2020