Ihre Top 3 nehmen uns auf ganz unterschiedliche Reisen mit: Eine führt entlang der Westküste Amerikas von Alaska bis Patagonien, eine andere in Schweizer Täler inklusive Interview mit dem Rhonegletscher, und schliesslich geht es nach Kenia, für eine ökologische Debatte über die Erhaltung der Tier- und Pflanzenwelt. Alle drei Filme haben eine Hauptprotagonistin: Die Natur!
Visions du Reél 2024 - Top 3 Natur
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Jedes Jahr bietet das Festival ein reichhaltiges und eindrückliches Programm. Drei Filme haben Filmredaktorin Jamila Zünd besonders begeistert.
Visions du Reél 2024 – Top 3
ROAD TO PATAGONIA von Matty Hannon (Australie, 2024)
ROAD TO PATAGONIA ist eine Erkundungsreise, die unser Verständnis der Umwelt vertiefen soll. Matty Hannons Film lädt uns ein, sich auf eine Reise der Selbstentdeckung und Welt-Erkundung zu begeben. Es ist eine nachhaltige Erzählung, die durch das Leben des Australiers Matty Hannon über sechzehn transformative Jahre verkörpert wird. Mattys Reise begann mit einer zufälligen Begegnung: Er entdeckte ein bezauberndes Foto eines Kindes, das sich in den Wäldern von Sumatra, Indonesien, an einer gegrillten Libelle erfreute. Als Ökologiestudent verspürte er das dringende Bedürfnis, in das Ökosystem von Sumatra einzutauchen, auf der Suche nach einer Wiederverbindung mit der Vitalität der Natur. Obwohl er in der westlichen Welt einen lukrativen Job hatte, blieb ein Gefühl der Leere bestehen. So kaufte er sich ein One-Way-Ticket nach Alaska, mit der Absicht, nach Süden zu übersetzen und auf dem Weg nach Patagonien lokale Gemeinschaften zu treffen.
Er konnte sich nicht vorstellen, von den konventionellen Wegen der entwickelten Nationen abzuweichen, die von der Erforschung des Weltraums besessen sind, aber die Erforschung ihrer inneren Landschaften vernachlässigen. Diese fesselnde Geschichte ist nicht nur ein Film, sondern auch eine tiefgründige Erforschung der Vernetzung zwischen der Menschheit und der natürlichen Welt.
Matty Hannon herzerwärmender Film geht über eine menschzentrierte Erzählweise hinaus und lädt die Zuschauer:innen in eine Welt ein, in der die Grenzen zwischen Mensch und Natur verschwimmen. Durch Mattys Reise begeben wir uns auf eine physische und spirituelle Odyssee, auf der wir unseren Platz in einem grösseren Ökosystem neu definieren. An seiner Seite werden wir Zeug:innen von Momenten des persönlichen Wachstums, der Liebe und einer Vielzahl von Fortbewegungsarten: Vans, Motorräder, auf Pferden. Im Kern ist sein Film aber eine Reise in die menschliche Seele.
PARADiCE de Hugo Cousino, Pauline Zufferey, Sebastian Voide & Alain Kalbermatten (Suisse, 2023)
Auf den Gipfeln der Schweizer Alpen ertönt das Plätschern des Wassers, das aus der Eisschmelze stammt. In diesem stimmungsvollen Rauschen entführt uns PARADiCE zum Rhonegletscher. Dieser einst allmächtige Eisriese, der mit unbändiger Kraft die Täler von den steilen Gipfeln des Wallis bis zu den ruhigen Ufern des Genfersees formte, enthüllt heute eine neue Facette seines Wesens. Er wird zum bewegenden Erzähler einer gemeinsamen Geschichte und lässt die Furcht, die die Legenden nährte, hinter sich, um uns die Türen zu unseren vergangenen Begegnungen zu öffnen. Jeder Wassertropfen, der durch das allmähliche Schmelzen des Eises entsteht, enthüllt ein wenig mehr von den verborgenen Schätzen unseres uralten Erbes und knüpft so eine innige Verbindung zwischen unserem Schicksal und dem dieser gewaltigen Eismasse. Unter der sachkundigen Führung von Bergführer:innen, Archäolog:innen, Geolog:innen, Historiker:innen und Geschichtenerzähler:innen navigieren wir durch die Jahrhunderte und lernen dabei die vielen Facetten der komplexen Beziehung zwischen Mensch und Natur kennen.
Um dieses fesselnde Erlebnis zu bereichern, überwindet die mitreissende Musik von Sandrine Rudaz die Sprachbarrieren. So verschmelzen die Elemente des zweisprachigen Films, in dem sich der Austausch auf Französisch und Schweizerdeutsch zu einer harmonischen Symphonie verbindet. PARADiCE ist eine wunderbare Einladung zu einer tiefen und intimen Erkundung der Seele desjenigen, der zu unserem Freund wird, dem Rhonegletscher.
ONE BUT MANY von Janna Giacoppo (Kenya, Botswana, Zimbabwe, Zambie, Afrique du Sud, UK, USA, 2023)
Janna Giacoppos Dokumentarfilm richtet unsere Aufmerksamkeit auf Afrika, wo die Spannungen zwischen den Mensch und den freie lebenden Wildtier ein kritisches Ausmass erreicht haben. Von Kenia bis Tansania beleuchtet der Film die Nuancen dieser wachsenden Herausforderung und zeigt greifbare Lösungen auf, um sowohl die gefährdeten Arten, als auch die lokalen Dorfgemeinschaften zu schützen. Indem er die Rolle von Trophäenjägern und Regierungen bei der Aufrechterhaltung dieser Konflikte aufzeigt, wirft er eine zentrale Frage auf: Wie können wir unsere Differenzen überwinden, um eine nachhaltige Zukunft für alle Lebensformen auf unserem Planeten aufzubauen? Mit einer ausgewogenen Stimme und einer dokumentierten Perspektive regt ONE BUT MANY dazu an, über unsere kollektive Verantwortung gegenüber unserer Umwelt und den zukünftigen Generationen nachzudenken.
3 Filme – eine Gemeinsamkeit
Alle drei Filme haben denselben Anspruch: Die individualistische Perspektive droht uns in ein ökologisches Scheitern und eine humanitäre Katastrophe zu führen. Eine gemeinsame Basis zwischen Mensch und Natur ist uns immer mehr abhanden gekommen, doch rückblickend erscheint sie als der einzige gangbare Weg zur Nachhaltigkeit. Es bleibt zu hoffen, dass diese drei Filme in uns ein Bewusstsein für unsere Geschichte wecken, um zu verstehen, wo und warum wir beim Umgang mit unserer Umwelt Fehler gemacht haben, und wie jeder von uns dazu beitragen kann, unseren Planeten auch für künftige Generationen zu erhalten.