Das 21. Zurich Film Festival läutet die neue Dekade mit sage und schreibe 114 Filmen im Programm ein. Neben internationalen und europäischen Premieren sowie Gala-Vorführungen mit hochkarätigen Gästen sind auch Dokumentarfilme sowie Produktionen für Kinder und Jugendliche zu sehen. Weil einem die Auswahl da nicht leichtfällt, stellen wir zehn Filme vor, für die sich ein Festivalbesuch ganz besonders lohnt.
Unsere Top 10 fürs Zurich Film Festival 2025
- Publiziert am 22. September 2025
Filmparcours von arttv.ch – keinen unserer Filmtipps verpassen!
TAG 1: NOUVELLE VAGUE
25. September 2025 | 18 Uhr, Arthouse Le Paris
TAG 2: DOSSIER 137
26. September 2025 | 20.30 Uhr, Arthouse Le Paris
TAG 3: VIE PRIVÉE
27. September 2025 | 15 Uhr, Corso 1
TAG 4: FATHER MOTHER SISTER BROTHER
28. September 2025 | 21 Uhr, Corso 1
TAG 5: THE PRESIDENT’S CAKE
29. September 2025 | 20.30 Uhr, Frame Cinema Saal 6
TAG 6: THE LOVE THAT REMAINS
30. September 2025 | 15.30 Uhr, Arthouse Piccadilly 1
TAG 7: THE VOICE OF HIND RAJAB
1. Oktober 2025 | 18 Uhr, Corso 4
TAG 8: WOLVES
2. Oktober 2025 | 20.30 Uhr, Frame Cinema Saal 6
TAG 9: ALL THAT’S LEFT OF YOU
3. Oktober 2025 | 20.30 Uhr, Arthouse Le Paris
TAG 10: THE SIX BILLION DOLLAR MAN
4. Oktober 2025 | 21 Uhr, Corso 3
ALL THAT’S LEFT OF YOU
Die amerikanisch-palästinensische Regisseurin Cherien Dabis erzählt mit viel Herz und einer bewusst generationenübergreifenden Perspektive vom Leben einer palästinensischen Familie – basierend auf wahren Begebenheiten. Grossvater, Sohn und Enkel versuchen nach der Vertreibung aus Jaffa, im Westjordanland unter den Repressionen des israelischen Militärs neu Fuss zu fassen – bis ein tragisches Ereignis sie auf eine harte Probe stellt. Eine feinfühlige, bittersüsse und zugleich hoffnungsvolle Familiensaga über Verlust, Überleben und die Weitergabe von Erinnerung.
DOSSIER 137
Ein spannungsgeladener neuer Politthriller von Dominik Moll über Polizeigewalt, der im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes 2025 gezeigt wurde. Präzise inszeniert, gut dokumentiert und hervorragend gespielt, stellt DOSSIER 137 zentrale Fragen zu den Arbeitsbedingungen der Polizei – und deren mitunter tödlichen Folgen für Unbeteiligte. Léa Drucker überzeugt als Ermittlerin der IGPN (der internen Aufsichtsstelle der Polizei), die einen Fall von Polizeigewalt während der Gelbwesten-Proteste 2018 untersucht.
FATHER MOTHER SISTER BROTHER
Der Gewinner des Goldenen Löwen in Venedig ist Jim Jarmuschs neues Werk über familiäre Beziehungen zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern – wie der Titel schon sagt. Der dreiteilige Film spielt in den USA, in Dublin und in Paris, mit einer hochkarätigen Besetzung (u. a. Cate Blanchett, Adam Driver, Vicky Krieps). Drei Städte, drei Geschichten über Eltern – lebend oder verstorben – und ihre Kinder, die nun eigene Wege gehen.
NOUVELLE VAGUE
Richard Linklater zollt Jean-Luc Godard auf liebevolle und verspielte Weise Tribut, indem er die Dreharbeiten zu À BOUT DE SOUFFLE im Stil Godards inszeniert. Um dem Geist der französischen Nouvelle Vague treu zu bleiben, setzt Linklater auf unbekannte Schauspieler:innen. Guillaume Marbeck gibt in der Rolle von Jean-Luc Godard sein Langfilmdebüt. Obwohl Linklater bekannt dafür ist, Projekte in rascher Folge zu realisieren, hat er sich diesmal besonders viel Zeit für das Casting genommen – mit grossem Erfolg: Die jungen Talente sind schlichtweg beeindruckend.
THE LOVE THAT REMAINS
Trennungsgeschichten sind oft geprägt von Wut, verletzten Gefühlen und Enttäuschung – THE LOVE THAT REMAINS des isländischen Regisseurs Hlynur Pálmason zeigt ein viel nuancierteres Bild davon. In seinem Spielfilm, der durch einen dokumentarischen Stil überzeugt, begleitet er die Figuren Anna und Magnus dabei, wie sie ihren neuen Alltag meistern – zwischen dem Leben in einer Grossfamilie und ihrer Arbeit. Ehrlich, unaufgeregt und berührend schön – inszeniert in einer ebenso schroffen wie atemberaubenden isländischen Landschaft.
THE PRESIDENT’S CAKE
Ausgezeichnet mit der renommierten Caméra d’Or in Cannes (für den besten Erstlingsfilm aller Sektionen), erzählt THE PRESIDENT’S CAKE eine absurde und zugleich bewegende Geschichte über den Alltag und den Einfallsreichtum im Irak. Im Mittelpunkt steht Lamia, ein Schulmädchen, das mit der Aufgabe betraut wird, Saddam Husseins Geburtstagskuchen zu backen. Der irakische Regisseur Hasan Hadi nutzt die Form einer kindlichen Fabel, um die Widersprüche und Absurditäten seines Landes anzuprangern – und überzeugt mit einem ebenso starken wie bildgewaltigen Erstlingsfilm.
THE SIX BILLION DOLLAR MAN
Es ist schon eine Weile her, dass Wikileaks-Gründer Julian Assange in aller Munde war. Ein neuer Dokumentarfilm, der dieses Jahr in Cannes seine Weltpremiere feierte, rollt die ganze Geschichte des umstrittenen Robin Hoods des Journalismus neu auf. Der preisgekrönte amerikanische Regisseur Eugene Jarecki beleuchtet dabei auch die schwerwiegenden Vorwürfe, die gegen Assange erhoben wurden – und lässt seine Bewunderung für den Ausnahmejournalisten dennoch durchblicken. Ein dokumentarischer Politthriller, der gerade in der heutigen Zeit von KI-generierten Bildern und Populismus die elementare Bedeutung des Journalismus für eine offene, liberale und demokratische Gesellschaft vor Augen führt.
THE VOICE OF HIND RAJAB
Die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania ist bekannt dafür, mit ihren Filmen dorthin zu gehen, wo es wehtut. In THE VOICE OF HIND RAJAB erzählt sie eine besonders herausfordernde Geschichte: Grundlage des Films ist die Tonaufnahme eines sechsjährigen Mädchens, das beim Palästinensischen Roten Halbmond um Hilfe bittet, nachdem ihre Familie bei einem Bombenangriff ums Leben kam. Ben Hania verdichtet Verzweiflung, Ohnmacht und Gewalt in Gaza zu einem eindrücklichen Dokudrama – ein präziser Einblick in einen entmenschlichten Alltag. Ein Werk, das den Kindern Gazas eine Stimme gibt. Ein Film, der nicht spurlos an einem vorbeigeht. Der Film wurde in Venedig mit dem Silbernen Löwen, dem Grossen Preis der Jury, ausgezeichnet.
VIE PRIVÉE
Rebecca Złotowski inszeniert Jodie Foster in einer ungewöhnlichen Screwball-Komödie über eine Psychiaterin, eine verstorbene Patientin und eine Ermittlungsarbeit mit überraschenden Wendungen. Złotowski, die Jodie Foster seit Langem bewundert, wartete geduldig auf das perfekte Drehbuch für ihr Wunschprojekt – und Foster war begeistert: «Es war ein echter Schatz, auf dieses so brillant geschriebene Skript zu stossen. Die Figur der Lilian Steiner hat mich sofort fasziniert.» Nach einem persönlichen Treffen in Los Angeles war klar: Die Zusammenarbeit wird Realität – und die Chemie stimmte.
WOLVES
Die Zürcher Kita-Mitarbeiterin Luana lebt mit ihrer Mutter in Zürich. Nach wiederkehrenden Streits in der Familie sucht die lebenshungrige junge Frau einen Ausweg und wird kurzerhand Social-Media-Managerin der Black-Metal-Band ihres Cousins. Als sie sich in den Frontsänger verliebt, beginnt eine aufregende Zeit, in der sie immer tiefer in eine Szene eintaucht, deren wahres Gesicht sie erst noch kennenlernen wird. Der Erstlingsfilm des Zürcher Regisseurs Jonas Ulrich setzt sich authentisch und differenziert mit der Frage auseinander, wie schleichende Radikalisierung und Entfremdung entstehen. Gleichzeitig gibt er Einblick in eine gespaltene Musikszene, die von Vorurteilen belastet ist und einen internen Grabenkrieg austrägt.