Erfreut zeigt sich Ondine Perier hingegen über «Yannick» von Quentin Dupieux. Ein urkomisches «Huis-clos» und eine betörend gute Reflexion über das Theater von heute. Aber da ist auch noch ein anderer Film, den Ondine Perier umbedingt erwähnen möchte.
Ondine Perier: Wertung Top und Flop Locarno Film Festival 2023
- Publiziert am 13. August 2023
Ein Film von quälender Langeweile auf der Piazza Grande war für die Redaktionsleiterin von clickcinema.ch der Ablöscher des Festivals.
Bester Film «Yannick» von Quentin Dupieux
Quentin Dupieux, ein Meister des Absurden, liefert mit «Yannick» ein urkomisches «Huis-clos» und eine betörend gute Reflexion über das Theater, sein Publikum und im weitesten Sinne die Unterhaltungsindustrie. Die Hauptfiguren – perfekt dargestellt von Raphaël Quenard in der Titelrolle, Blanche Gardin und Pio Marmaï – liefern sich in diesem kleinen Juwel des schwarzen Humors, das voller Emotionen steckt, brillante Wortgefechte, die uns als Zuschauer:innen innerlich jubilieren lassen.
Besondere Erwähnung «Première affaire» von Victoria Musiedlak
Ein wirklich sehr schöner erster Spielfilm von Victoria Musiedlak, der die Anfänge einer jungen Anwältin verfolgt, die sich mit ihrem ersten Kriminalfall konfrontiert sieht. Die Inszenierung aus nächster Nähe der Protagonistin Noée Abita, zieht einen förmlich und fast schon magnetisch in ihren Bann. Darüber hinaus erscheinen in dieser gelungenen Emanzipationsgeschichte die Facetten des Anwalts-Berufs auf subtile und zugleich erbauliche Weise.
Schlechtester Film: «I am not what I am (The Tragedy of Othello by W. Shakespeare)» von Eduardo Leo
Eine zeitgenössische Adaption von Shakespeares Tragödie Othello, die Klischees bedient und keinen Platz für Empathie oder Emotionen lässt. Die Gewaltbereitschaft und der Machismo auf allen Ebenen führen zu Szenen aus einer anderen Zeit, die sich zudem stark wiederholen. Wie schafft es ein so mieser Film auf die Piazza Grande? Nur die magische Atmosphäre dieses Ortes hat es den Zuschauer:innen wohl ermöglicht, bis zum Ende der Vorführung durchzuhalten, trotz quälender Langeweile!
Fast so schlecht: «Mademoiselle Kenopsia» von Denis Côté
Ein «filmisches Ufo», in dem es um eine seltsame junge Frau geht, deren Aufgabe es ist, verlassene und verwahrloste Orte zu bewachen. Die Einsamkeit dieser Wächterin wird von Telefongesprächen und drei unpassenden und skurrilen Besuchen unterbrochen. Die starren Aufnahmen der verlassenen Orte sowie das teilnahmslose Gesicht der Schauspielerin stürzen uns auch hier in eine abgrundtiefe Langeweile, die auch die bemühenden Reflexionen im Film über Einsamkeit und den Sinn des Daseins nicht zu füllen vermögen.