Die hoch angesehene Vertreterin der amerikanischen Literatur kommt als Ehrengast nach Neuenburg und präsidiert die internationale Jury. Im Laufe ihrer fast 60-jährigen Karriere hat Joyce Carol Oates sich wiederholt der fantastischen Literatur und der Welt des Thrillers zugewandt. Im Rahmen des Literaturforums «New Worlds of Fantasy» und an einer Masterclass wird sie über ihre Beziehung zur fantastischen Kultur sprechen.
NIFFF 2022 | Joyce Carol Oates
- Publiziert am 3. Juni 2022
Als Gratisevent für die breite Öffentlichkeit umfasst New Worlds of Fantasy Publikumsgespräche, Konferenzen und Autogramm-Sessions mit renommierten SchriftstellerInnen, Comic-AutorInnen, Filmschaffenden und Forschenden aus dem In- und Ausland. Im Zentrum stehen die gegenseitige Befruchtung mit Ideen und das Ausloten von stilistischen Verfahren mit dem Ziel, das erhebliche Potenzial von Narrationsmöglichkeiten besser zu nutzen, die sich aus der Nutzung der neuen Kommunikationstechnologien ergeben.
Eine schonungslose Beobachterin unserer Zeit
In ihrem über 150 Bücher umfassenden Werk hat sich Joyce Carol Oates wiederholt und packend der fantastischen Literatur und dem Thriller zugewandt (ZOMBIE, 1995; THE BARRENS, 2001; THE MAN WITHOUT A SHADOW, 2018). Ihren einzigartigen Stil setzt sie auf ungewöhnlich vielseitige Weise ein, sowohl in Bezug auf literarische Genres als auch auf die Formate, die von der Kurzgeschichte bis zum Epos reichen. Bekannt wurde sie mit THEM (1970), einem unerbittlichen Einblick ins Herz des US-Proletariats. Auch in der Folge griff sie auf die Stilmittel von Horror, Gothic-Literatur und Psychothriller zurück, um die soziale und politische Gewalt eines Landes wiederzugeben, das mit seinen Dämonen kämpft. Als schonungslose Beobachterin unserer Zeit lotet sie die Schattenseiten der menschlichen Seele mit einem ebenso rohen wie faszinierenden Realismus aus. BLONDE (2000), eine romantisierte, brutale Biografie von Marilyn Monroe, trägt etwa die Züge einer Schauergeschichte rund um Themen, die der Autorin am Herzen liegen: Frausein, gespaltene Persönlichkeit, geistige Gesundheit und der Bezug zur Realität. Die mit Spannung erwartete Verfilmung dieses wichtigen Werks in der Karriere von Joyce Carol Oates durch den neuseeländischen Regisseur Andrew Dominik soll noch dieses Jahr erscheinen.