Boris Lojkine begeisterte die Zuschauer:innen der letzten Filmfestspiele in Cannes mit seinem vibrierenden Film L’HISTOIRE DE SOULEYMANE, der bei der Auswahl «Un Certain Regard» 2024 den Preis der Jury und den Darstellerpreis für Abou Sangare erhielt. Der 23-Jährige in der Rolle des Souleymane verleiht dem Film eine starke, geradezu magische Anziehungskraft.
L'HISTOIRE DE SOULEYMANE
Achtundvierzig atemlose Stunden im Leben eines Asylbewerbers in Paris. Der Film, der die Croisette in Cannes erschüttert hat.
L’HISTOIRE DE SOULEYMANE | SYNOPSIS
Souleymane fährt mit seinem Fahrrad durch die überfüllten Strassen von Paris. Der junge Guineer, der illegal für einen Essenslieferdienst arbeitet, ist ein menschlicher Mensch, der in Frankreich Asyl beantragen will: Sein Interview findet in zwei Tagen statt … Der neue Spielfilm von Boris Lojkine wurde in Cannes «Un Certain Regard» mit dem Preis für den besten Schauspieler an den magnetischen Abou Sangare und mit dem Preis der Jury ausgezeichnet. Er erzählt vom Alltag der Sans-Papiers wie von einem Wettlauf gegen die Zeit. Ein schockierender Film!
L’HISTOIRE DE SOULEYMANE | STIMMEN
«Souleymanes Geschichte ist ein Werk, das direkt ins Herz geht.» – àVoir-àLire | «Ein Wettlauf gegen die Zeit, der schwindelerregende Wahrhaftigkeit und unerhörte emotionale Kraft vereint.» – Première | «Die Kraft von Boris Lojkins Film beruht zu einem grossen Teil auf der schauspielerischen Qualität von Abou Sangare. Der 23-Jährige stellt einen intensiven und zutiefst erschütternden Souleymane dar.» – France Info | L’HISTOIRE DE SOULEYMANE taucht in den Alltag eines unauffälligen Kuriers ein und enthüllt so seine wahre, bewegende Geschichte» – ZFF
L’HISTOIRE DE SOULEYMANE | REZENSION
von Ondine Perier
‘HISTOIRE DE SOULEYMANE folgt dem Weg eines jungen Asylbewerbers aus Guinea. Der Film ist eine von Menschlichkeit vibrierende Erzählung, die mit Genauigkeit gefilmt wurde und von Anfang bis Ende eine spürbare Spannung aufweist.
Ein erschütternde Erzählung über Menschlichkeit
L’HISTOIRE DE SOULEYMANE erzählt die Story eines jungen Guineers, der als Essenslieferant in Paris arbeitet und in zwei Tagen seine Aussage für die Prüfung seines Asylantrags vorbereiten muss. Souleymane, gespielt von Abou Sangaré, versucht, die Stücke einer fiktiven Lebensgeschichte zusammenzusetzen, die ihm bessere Chancen auf Asyl, das begehrte Sesam-öffne-dich, geben soll. Der Film lässt uns in den Alltag des jungen Guineers eintauchen, zwischen Lieferungen in einem mal hellen, mal dunklen Paris und dem wachsenden Druck seines bevorstehenden Termins. Ein Coach hilft Souleymane seine Geschichte zu strukturieren, um die Behörden von der Gültigkeit seines Flüchtlingsstatus zu überzeugen. Zwischen den Daten, die er durcheinanderbringt, und den Details, die er vergisst, steigt der Stress crescendoartig an. Lojkin schildert die zahlreichen Hindernisse im Leben dieses jungen Mannes, von kleinen Absprachen über mehr oder weniger gut gemeinte Begegnungen bis hin zur Solidarität, die sich herauskristallisiert (sein aufmerksamer Freund in der Notunterkunft). Ein Hauch von Menschlichkeit geht von den Gesprächen mit seiner Mutter und seiner Freundin aus, die in Guinea geblieben sind, und zeugt von der Schwierigkeit, familiäre Bindungen aufrechtzuerhalten, wenn man Tausende von Kilometern entfernt ist.
Abou Sangarés wunderbare Darstellung
Abou Sangaré überzeugt im Film mit einer seltenen Intensität. Er ist in jeder Einstellung präsent und verkörpert mit Kraft und Charisma seine Filmfigur, die ständig um ihre Würde kämpft. Seine Darstellung ist umso erschütternder, da er selbst die Erfahrung eines Asylantrags durchlebt hat. Diese Authentizität scheint in jedem seiner Blicke, ja selbst in seinem Schweigen, durch. Sangaré verleiht Souleymane eine rohe, würdevolle und berührende Menschlichkeit. Sein Darstellerpreis bei Un Certain Regard in Cannes ist hochverdient, genauso wie die Auszeichnung als bester europäischer männlicher Darsteller. Abou Sangaré erklärte, dass er nicht zwingend weiter als Schauspieler arbeiten will; sein Ziel sei es, einen Job als Mechaniker zu finden, seine ursprüngliche Ausbildung. Hoffentlich kann er beides unter einen Hut bringen, denn seine Präsenz vor der Kamera ist geradezu magisch. Unter den Nebendarstellern zeichnet sich Nina Meurisse durch eine feinfühlige Leistung aus, mit einer ergreifenden Begegnung von Angesicht zu Angesicht, die zu den bewegendsten Szenen des Filmjahres 2024 gehört.
Fazit: L’HISTOIRE DE SOULEYMANE ist ein wichtiger Film, der mit unerbittlicher Genauigkeit den unaufhörlichen Kampf schildert, dem sich Migrant:innen stellen müssen, um in Europa zu überleben. Das Porträt eines jungen Mannes, der verzweifelt versucht, in einem Land zu bleiben, um zu arbeiten, um seinen Angehörigen zu helfen, trifft mitten ins Herz. Lojkin filmt diese Geschichte mit respektvoller Distanz, ohne Pathos und mit einer Intensität, die die Zuschauer:innen nicht mehr loslässt. Dieser rhythmische und brillant gespielte Sozialfilm mit Anklängen an einen Grossstadt-Thriller ist zweifellos einer der grossen Filme des Jahres.