Der erfolgreiche Sprössling einer angesehenen französischen Publizisten-Familie soll ein Mädchen vergewaltigt haben – und das auch noch die Tochter des neuen Partners seiner Mutter (Charlotte Gainsbourg). Der Vorwurf dieser unvorstellbaren Tat löst tiefgreifende Erschütterungen in der Familie und auch in der gesamten Pariser Medienlandschaft aus. Stoff für ein filmisches Drama, das Regisseur Yvan Attal in über zwei Stunden bis aufs Mark exerziert. Wie gut ist ihm das gelungen? Pro und Kontra
Les choses humaines
Die Adaption des Bestsellers «Menschliche Dinge» von Karine Tuil - inspiriert von wahren Begebenheiten. Starkes Drama oder verpasste Chance?
Les Choses Humaines | Synopsis
Die Farels sind ein Power- Paar: Jean ist ein prominenter französischer Publizist und seine Frau Claire eine Essayistin, die für ihren radikalen Feminismus bekannt ist. Gemeinsam haben sie einen Mustersohn, Alexandre, der an einer renommierten amerikanischen Universität studiert. Während eines kurzen Besuchs in Paris lernt Alexandre Mila, die Tochter des neuen Partners seiner Mutter, kennen und lädt sie zu einer Party ein. Am nächsten Tag erstattet Mila Anzeige gegen Alexandre wegen Vergewaltigung, was die Familienharmonie zerstört und eine unentwirrbare mediale Justizmaschinerie in Gang setzt, die gegensätzliche Wahrheiten postuliert.
Les Choses Humaines | PRO-Stimmen
«Die Frage nach der Schuld wird neu aufgegriffen. Mehr als die Schuld vom einzelnen zu behandeln, zeigt «Les choses humaines», dass es sich hier um ein gesellschaftliches Problem handelt. Ein systematischer Fehler. Der mit dem Handeln von einzelnen nicht entgegen zu kommen ist.» – Laia Meier, cinema.ch | «Ein atemberaubendes Drama mit einer herausragenden Charlotte Gainsbourg in einer der Hauptrolle.» – ZFF | «Es ist interessant zu sehen, wie Männer und Frauen eine unterschiedliche Auffassung davon haben, was eine Beziehung ohne Zustimmung ist. Wir sehen, dass Mila keine klare NEIN-Antwort gibt und somit eine Grauzone schafft, die Alexander zu seinem Vorteil nutzt, wenn er bestimmte Praktiken fordert.» – Elisabeth de Sola | «Interessantes Thema, das wir in der Zeit des #metoo diskutieren müssen. Wo sind die Grenzen des Einverständnisses? Was ist Vergewaltigung? Wo liegt die Freiheit zur sexuellen Lust? Sehr aktueller Film, der schwierige Fragen aufwirft.» – Mag Stau | «Sehr guter Film. Vom Thema (das sehr “neutral” behandelt wird) bis zur Besetzung mit sehr gut durchdachten Dialogen. Bravo!» – Maite Plimmer | «Der Film dreht sich um diese Grauzone. Er ist nicht wie Ridley Scotts ‘Das letzte Duell’, wo die Dinge sehr klar sind, sondern eher zweideutig. Aber es ist ein mutiger Film, der zeigt, dass nicht alles schwarz oder weiss ist, was nicht bedeutet, dass es keine Vergewaltigung gab.» – Albertine Bourget,L’Illustré |
Les Choses Humaines | KONTRA-Stimmen
«‹Les Choses humaines› hat zwar gute Charaktere und eine interessante Handlung zu bieten, flacht jedoch insbesondere inszenatorisch im Verlauf des Films immer mehr ab. Vor allem wenn es mit dem Gerichtsprozess im Film losgeht, beginnt man die Überlänge des Filmes zu spüren und hofft auf ein baldiges Ende. Mit dem Zündstoff der literarischen Vorlage wäre sicherlich mehr drin gewesen.» – Oliver Nüesch, outnow.ch | «Der Film wagt es, die Realität der meisten Vergewaltigungen zu zeigen: … von Männern, die vergewaltigen, weil sie Frauen konsumieren. Ich …hätte mir gewünscht, dass Yvan Attal die Rolle des jungen Mannes nicht mit seinem Sohn besetzt, da diese Entscheidung zwangsläufig Sympathie für ihn erzeugt. Kurz gesagt, ich hätte mir einen klareren Film gewünscht.» – Séverine Graf, Filmhistorikerin | «Ich ziehe das Buch vor. … Ich persönlich habe keine Ambivalenz gegenüber der Figur Alexandre empfunden. Die Gerichtsszenen erschienen mir nicht stringent und ich verstehe den Sinn dieses Films nicht». – Rafael Wolf, RTS | «Ich hatte keinerlei Sympathie für die Figur des Alexandre, den kleinbürgerlichen Mann, dem alles zufliegt, der aber in seinen intimen Beziehungen zu Frauen gewalttätig ist. Der Film wird erst im letzten Drittel, im Prozessteil, interessant.» – Aimée Papageorgiou, Chefredakteurin Culture Enjeu