Gefreut hat Geri Krebs hingegen «Do Not Expect Too Much of the End of the World» von Radu Jude, «eine fulminante Anklage gegen die New Economy eines entfesselten Turbokapitalismus». Ein Film, der zeigt, dass politisch engagiertes Kino ungemein Spass machen kann.
Geri Krebs: Wertung Top und Flop Locarno Film Festival 2023
- Publiziert am 13. August 2023
Nicht ein einzelner Film, sondern ein ganzer Abend war für den langjährigen Filmkritiker der Mega-Flop des Festivals.
Bester Film : «Do Not Expect Too Much of the End of the World» von Radu Jude
Diese rasende filmische Collage, ein Film bestehend aus zwei Filmen, bietet alles Mögliche: eine fulminante Anklage gegen die New economy eines entfesselten Turbokapitalismus, eine ungemein kluge Reflexion über das Filmemachen mit zahlreichen originellen Verweisen auf die Filmgeschichte, ein Roadmovie im gefährlichsten Land Europas, Rumänien mit einer so genialen wie grandios selbstironischen Chauffeurin, eine Fahrt durch die rumänische Geschichte der letzten Vierzig Jahre. Und vor allem: ein Film mit einem Feuerwerk irrwitziger Einfälle und komischen Dialogen, die bisweilen auch vor derbsten Zoten nicht zurückschrecken.
Schlechtester Film: Nicht einer sondern ein ganzer Abend
Ein Eröffnungsabend auf der Piazza, so missglückt wie man ihn noch kaum je in Locarno erlebt hat. Der schlechteste Beitrag des Festivals war der erste Film im Festivalkatalog und offizieller Piazza-Eröffnungs(Vor-)film: «Dammi» von Yann Mounir Demange. Sechzehn quälend lange Minuten gequirlte Langeweile. Ein Film, dessen prominente Präsenz im Programm sich nur dadurch erklären lässt, dass mit Riz Ahmed und Isabelle Adjani – sie allerdings nur mit einem Kurzauftritt – zwei Stars auftreten. Und vor allem: dass es halt furchtbar politisch korrekt ist, wenn ein armer junger algerischer Immigrant durch die Strassen und Bars eines schlecht ausgeleuchteten nächtlichen Paris taumelt und sich dabei variantenarm darüber beklagt, dass die Einheimischen so gar nicht nett zu ihm sind. Selbst für einen Kurzfilm ist das ein bisschen gar wenig. Yann Mounir Demanges Beitrag wurde dann allerdings hinsichtlich aufkommender Langeweile von dem nachfolgenden Film «L’étoile filante» des belgisch-französischen Duos Fiona Gordon und Dominique Abel getoppt. Hier ging es jedoch weniger um politische Korrektheit, sondern darum, dass ein Schauspielensemble von beeindruckender Hässlichkeit während 98 Minuten krampfhaft versuchte, komisch zu sein und dabei aber nur Befremdliches ohne erkennbaren dramaturgischen roten Faden oder gar einer Handlung produzierte.