Mit der kommenden Produktion Schwuler Lehrer! rückt das Theater Neumarkt ein Thema ins Zentrum, das aktuell und provokant bleibt: Wie viel Einfluss üben Vorurteile — und speziell religiös-konservative Eltern — auf Bildung und Intimität im Schulalltag aus? Die Inszenierung verspricht ein heisser «Pflock» in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung. Besonders bemerkenswert: Die Regie liegt in den Händen von Piet Baumgartner — seine Vision wird das Stück nachhaltig prägen.
Wer hat Angst vor einem schwulen Lehrer?
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Zur Regie: Piet Baumgartner
Der Schweizer Regisseur und Visual Artist pendelt zwischen Zürich und Paris und arbeitet transdisziplinär mit Film, Theater und bildender Kunst. Sein Spielfilm-Debüt Bagger Drama gewann 2024 am San Sebastián International Film Festival den prestigeträchtigen Kutxabank-New Directors Award – ein starkes Signal für Baumgartners Talent und ästhetische Sprache. Für das Stück Schwuler Lehrer! schrieb er zusammen mit Julia Reichert und Karen Klötzli den Text – und bringt damit seine filmische Klarheit und thematische Schärfe auf die Bühne.
Realer Fall
Das Stück Schwuler Lehrer!, das im kommenden Februar im Theater Neumarkt Premiere feiert, basiert auf einem realen Fall aus dem Zürcher Oberland: Ein Primarschullehrer, der homosexuell ist, muss seine Stelle räumen — auf Druck konservativ-freikirchlicher Eltern. Der Auslöser: Im Lehrplan ist Sexualkunde enthalten, was bei konservativen Eltern auf Widerstand und Ressentiments stösst. Die Schulleitung kapituliert, und der Lehrer wird entlassen. Doch das Stück hört nicht beim Konflikt auf: Medien, andere Eltern und das Dorf solidarisieren sich — eine kleine Pride-Parade zieht durch Pfäffikon. So entsteht ein Lehrstück über Macht, Moral, Homophobie — und über diejenigen, die sich erheben. Die zentrale Frage, die das Stück aufwirft: Wie konnte das passieren — in einer Zeit, in der wir dachten, solche Fälle gehörten der Vergangenheit an? Wer bestimmt, was gelehrt wird — und wer hat das Sagen, wenn es um Identität, Sexualität und Moral geht?
Theater als politisches Statement
In einer Zeit, in der sich Diskussionen über Sexualkunde, Schulcurricula, Diversität und Rechte für LGBTQ-Personen weltweit zuspitzen, funktioniert Schwuler Lehrer! als Spiegel unserer Gesellschaft. Das Theater als öffentlicher Raum — und speziell das Neumarkt mit seinem Ruf für progressive, gesellschaftskritische Produktionen — kann hier ein Ort des Nachdenkens, der Konfrontation und vielleicht auch der Veränderung sein. Gerade die Regie von Piet Baumgartner macht das Stück zu einem politischen Statement: Es zeigt, wie persönliche Biographien mit kollektiven Machtstrukturen verknüpft sind — und wie Kunst diese Verknüpfungen sichtbar machen kann.

Spiel mit: Schauspieler Till Schaffnit Foto: Régis Golay / Federal Studio


