Die Geschichte ist allgemein bekannt. Ein kleiner Junge will Balletttänzer werden. Konsequent verfolgt er seinen Traum, entgegen den Vorstellungen seiner Eltern und allen Widerständen zum Trotz. Die berührende Geschichte, erst als Film und dann später in Musical-Form, hat unzählige junge Menschen darin bestärkt, ihren eigenen, individuellen Weg zu gehen. Vom 1. November 2024 bis 23. März 2025 ist BILLY ELLIOT nun in Zürich zu erleben.
Wenn Kinder nicht den Vorstellungen ihrer Eltern entsprechen
- Publiziert am 30. Oktober 2024
Die Maag-Halle in Zürich zeigt das Erfolgsmusical BILLY ELLIOT und das erstmals in deutscher Sprache.
«Billy Elliot – Das Muscial» erzählt einfühlsam die Geschichte eines Jungen, der entgegen allen Konventionen eine Leidenschaft für Tanz entwickelt, die letztendlich nicht nur seine Familie, sondern die ganze Dorfgemeinschaft inspiriert. Er verwirklicht seinen grossen Traum und verändert dadurch sein scheinbar vorgezeichnetes Leben für immer.
BILLY ELLIOT – DAS MUSCIAL | SYNOPSIS
Cinderella-Story vor dem Hintergrund der Ereignisse um den Niedergang des britischen Bergbaus
Die Geschichte ist im nordenglischen County Durham angesiedelt. Dort beschliessen die Mienenarbeiter 1984 zu streiken, um die Schliessung ihres Merkwerks durch die Regierung Thatcher zu verhindern. In diesem krisengeschüttelten Arbeitermilieu wächst der elfjährige Halbwaise Billy mit seinem Vater und Bruder – beides Bergarbeiter – sowie seiner Grussmutter in ärmlichen Verhältnissen auf. Statt Boxunterricht zu nehmen, kommt er, eher zufällig, zu Ballettstunden und entdeckt seine Leidenschaft fürs Tanzen. Sein Talent wird von der Tanzlehrerin Mrs. Wilkinson erkannt und gefördert. Als Billy für die Royal Ballet School vortanzen soll, stellt sich sein Vater zunächst quer. Zu sehr sind die traditionellen Rollenbilder noch vorherrschend. Dass diese sich jedoch bereits zu ändern beginnen, wird durch Billys besten Freund Michael deutlich, der gerne Frauenkleider trägt, dies als Ausdruck seiner selbst sieht und nichts Besonderes dabei findet. Schliesslich darf Billy doch vortanzen und hat hierfür sogar die Unterstützung der ganzen Nachbarschaft. Es kommt zum Happy End für den Jungen. Während nach über einem Jahr die Beendigung des Streiks das bittere Ende einer stolzen Montan-Ära einläutet.
Musik von Elton John
Über 12 Millionen Menschen haben das Erfolgsmusical weltweit bis heute gesehen. Alleine am Londoner West End lief es über 11 Jahre und auch am Broadway in New York sorgte BILLY ELLIOT Abend für Abend für ein ausverkauftes Theater. Die Musicalfassung, die auf dem englischen Film basiert, gewann 83 Auszeichnungen, darunter 10 der begehrten Tony Awards. Die Geschichte vom kleinen Billy, der sich in einer nordenglischen Stadt zur Zeit des Minenarbeiterstreiks 1984 entgegen aller Widerstände seinen Weg vom Boxring an die Ballettstange bahnt, ist wohl auch wegen der bewegenden Musik von Sir Elton John zum Publikumsliebling geworden.
FOLGE DEINEM HERZEN | REZENSION
von Alain Ziehbrunner
Eine deutschsprachige Erstaufführung auf Weltniveau
Dank den einfühlsamen Übersetzungen der Liedtexte durch Roman Riklin und der Dialoge durch Eric Hättenswiler kann man jetzt auch in deutscher Sprache ins Leben von Billy eintauchen. Man nimmt teil am England der 1980er und der damals in den ehemaligen Kohlengebieten vorherrschenden Atmosphäre. Francis O’Connor (Kostüm- und Bühnenbilddesign) und Michael Grundner (Lichtdesign) haben mit ihrer abgestimmten Farbgebung faszinierende Stimmungen geschaffen. So stehen Blau und Violett für das Vergangene und den Stillstand, während Pink und Orange die dynamische Zukunft unterstreichen. In Zusammenarbeit mit dem Regisseur Mitch Sebastian wird das Publikum auf eine emotionale Achterbahnfahr mitgenommen, die dieses packt und begeistert. Der hervorragende Cast überzeugt durch Spielfreude und eine beeindruckende Gesamtleistung
Anspruchsvolle Choreografien
Es wird dem bestechendem Ensemble nicht gerecht, nur die Hauptdarsteller:innen zu nennen. Die Musical-Darsteller:innen verwandeln die Bühne in einen Schauplatz, in dem die Zuschauenden in einen düsteren Alltag, der durch Armut, Frustration, Zukunftsängste, Aggressionen, aber auch vereinzelt Hoffnungen und Träume geprägt ist, eintauchen können. Phantasie – und anspruchsvolle Choreografien füllen den Raum und die Stimmen der Künstler:innen wecken Emotionen. Pasquale Aleardi (Billy Vater), muss die grösste Wandlung im Stück durchlaufen. Dies gelingt ihm auf sehr eindrückliche Weise. Lucas Baier (Billys Bruder Tony) stellt einen jugendlichen, emotionalen Mann ausdrucksstark und überzeugend dar. Isabelle Flachsmann (Mrs. Wilkinson) fülle die Bühne mit ihrer Präsenz. Die vielschichtige Persönlichkeit ihrer Figur ist trocken, desillusioniert und kantig, um im nächsten Moment Herzensgüte und Willensstärke auszustrahlen. All diese Fassetten lässt die Schauspielerin intensiv erstrahlen. Sabine Martin (Billys Grossmutter) ist einfach herzerwärmend. Sie singt und spiel sich in die Herzen der Zuschauer.
Ein Hoch auf die Kinder!
BILLY ELLIOT – DAS MUSCIAL ist eines von wenigen, in dem Kinder eine zentrale Rolle spielen. Sie haben daher eine grosse Bühnenpräsenz. Aufgrund der Jugendschutzgesetze sind sie in Zürich mehrfachbesetzt. Im Mittelpunkt standen an der Premiere Moritz Fischli als Billy und Justin Périer als dessen Freund Michael. Moritz muss verschiedenste Emotionen ausstrahlen, was für einen Knaben seines Alters eine grosse Herausforderung darstellt. Hinzu kommt seine begeisternde tänzerisch Leistung in den anspruchsvollen Choreografien (von Sarah Jane Brodbeck adaptiert). Ein grosses Bravo für beides! Justin zeigte auch sein ausgeprägtes tänzerisches Talent. Dank seiner Ausdrucksstärke und Natürlichkeit ist ein Potential erkennbar, von dem noch Grosses zu erwarten sein dürfte.
Man darf ebenso auf die anderen Kinderhauptdarsteller Leo Lemmerich, Nevio Reymond, Charles Bänziger und Oskar Wittek gespannt sein, die in weiteren Sufführungen zum Einsatz kommen! Die Kinder stehen unter der Leitung von Coaches, die mit ihnen an Aussprache, Gesang, Schauspiel und Tanz gearbeitet und mit ihnen ein hohes Niveau erreicht haben. Die Ballettmädchen spielen zwar nur eine Nebenrolle, sind aber choreografisch anspruchsvoll eingebunden.
Ein Musical, das man Gesehen haben sollte
BILLY ELLIOT – DAS MUSCIAL ist absolut sehenswert! Mit dem Aufgreifen von Genderfragen und dem Umgang mit Zukunftsängsten könnte das Stück nicht zeitgemässer sein. Es zeigt auf, dass man sich seinen Herausforderungen stellen und seinem Herzen folgen soll.