Ein Stück des Glarner Autors Daniel Mezger über eine bröckelnde heile Welt, in die etwas Fremdes eindringt – und Angst macht. Ein Stück über das Älterwerden, über die Suche nach dem Glück und über das Nicht-Miteinander-Kommunizieren-Können.
Weltalm Theater | «Findlinge» von Daniel Mezger
Eindringlinge
Im Norden, an einem Ort, wo es meistens nur Eis, Kälte und Dunkelheit gibt, hausen drei alte Menschen. Wenn sie unter sich sind – vor allem im Winter – geben sie sich den Geschichten der Vergangenheit hin. Sie suchen Wärme beieinander oder vor ihren jeweiligen Fernsehapparaten und warten darauf, dass es wieder Frühling wird. In diese, man könnte fast schon sagen Idylle, dringt eine junge Frau ein. Sie will einen Winter lang bleiben und bringt damit die etablierte Ordnung durcheinander. Als dann auch noch ein junger Mann auftaucht, der konsequent schweigt, aber seltsame Untersuchungen im Eis anstellt, werden die Alten unruhig. Die Angst vor einem Grosskonzern, der nach Erdöl bohrt, entflammt. Die Idylle muss um jeden Preis wiederhergestellt werden…
Alter, Sehnsucht, Einsamkeit
Der Schweizer Autor Daniel Mezger, geboren und aufgewachsen im Kanton Glarus, hat mit «Findlinge» ein Stück über eine bröckelnde heile Welt geschrieben, in die etwas Fremdes eindringt. Und dass das Fremde Angst macht, sieht man in diesen Tagen nicht nur hierzulande. Nicht oft findet man so poetisch fragile Stücke von jungen Autoren mit guten Figuren für ältere Schauspieler. Eine davon wird ausdrucksstark verkörpert durch Paul Riniker, den man ja bisher nur auf der anderen Seite kannte, sprich in der Rolle des Regisseurs, zuletzt zum Beispiel in «Uusfahrt Örlike».
Schweizerische Erstaufführung
2010 gewann Mezger mit «Findlinge» am Heidelberger Stückemarkt den Preis der Schweizerischen Autorengesellschaft. Stücke wie dieses haben in der freien Theaterszene Seltenheitswert, denn es sind darin gleich drei der fünf Hauptrollen mit SchauspielerInnen aus den älteren Jahrgängen besetzt, die auf der Bühne stehen: Ruth Oswalt, Jaap Achterberg und Paul Riniker. «Findlinge» ist übrigens die vierte und letzte Produktion im Rahmen der Ensembleförderung der Stadt Bern für Weltalm Theater.