«Lili Elbe» ist das neuste Werk des mit einem Grammy ausgezeichneten amerikanischen Komponisten Tobias Picker und des Librettisten Aryeh Lev Stollman, das im Auftrag von Konzert und Theater St. Gallen entstand. Es erzählt die Geschichte von Lili Elbe, einer trans Frau, die mit der Malerin Gerda Wegener verheiratet war und in den 1930ern eine der ersten Geschlechtsangleichungen vornehmen liess. Die amerikanische Baritonistin Lucia Lucas übernimmt die Rolle der Lili Elbe.
Das Theater St. Gallen bringt die ambitionierte Oper «Lili Elbe» mit Lucia Lucas zur Uraufführung
Die weltweit erste grosse Oper über eine trans Person eröffnet das renovierte und erweiterte Grosse Haus des Theaters St. Gallen.
Lili Elbe, geboren am 28. Dezember 1881 als Einar Magnus Andreas Wegener, war eine dänische Malerin und eine der ersten Personen, die sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterzog. 1904 heiratete sie Gerda Wegener, ebenfalls eine Malerin. Lili begann für Gerdas Bilder in Fraulenkleidern Modell zu sitzen und trat immer häufiger auch öffentlich in Frauenkleidern auf, zunächst als „Einars Schwester“, später offen, ein Skandal im kleinen Kopenhagen. Das Paar, in der europäischen Künstlerzene sehr populär, reiste durch Italien und Frankreich und liess sich 1912 in Paris nieder. 1930 unterzog sich Lili Elbe einer von vier geschlechtsangleichenden Operationen in Berlin und Dresden, zum damaligen Zeitpunkt risikoreiche und gefährliche Eingriffe. Ihr Fall erregte in ganz Europa Aufsehen; umstritten ist bis heute, ob sie intersexuell war. Im gleichen Jahr wurde die Ehe mit Gerda Wegener annuliert, Elbe bekam offizielle Papiere auf den Namen Lili Ilse Elvenes, später nannte sie sich „Elbe“, vermutlich in Anspielung auf den Ort ihres Geschlechtswechsels, Dresden. Am 12. September 1931 starb sie an den Folgen der vierten Operation. Kurz vor ihrem Tod erschien ihre Autobiografie, die bereits 1932 unter dem Titel „Ein Mensch wechselt sein Geschlecht: Eine Lebensbeichte“ in Deutschland erschien. Ihr Leben war 2015 die Vorlage für den Film „The Danish Girl“ von Tom Hooper mit Eddie Redmayne als Lili. (Textquelle: Forum Queeres Archiv München e.V.)
Eine Pionierin der Trans-Bewegung
«Lili Elbe» ist die Geschichte einer grossen, alle Hindernisse überwindenden Liebe und reiht sich damit in die grossen Werke des Opernrepertoires ein. Gleichzeitig erlaubt die Oper einen Einblick in das Leben einer trans Frau, ihr Coming-Out und ihre Transition zu einer Zeit, in der geschlechtsangleichende Eingriffe noch völliges Neuland waren und es praktisch keinerlei Vorbilder gab. «Lili Elbe» ist also auch ein Werk über Identität und den Mut, Pionierarbeit zu leisten.
Internationale Namen für die Neueröffnung
Die Uraufführung wird spartenübergreifend inszeniert von Krystian Lada, der in St. Gallen bereits «Florencia en el Amazonas» und «Messa da Requiem» auf die Bühne brachte. Zum Kreativteam für die erste Produktion im Paillard-Bau gehören die Leiter zweier Sparten: Modestas Pitrenas dirigiert Pickers Partitur, dessen Musik Einflüsse von Mahler, Brahms, aber auch von Strawinski und Varèse aufweist, und Frank Fannar Pedersen gestaltet die Choreografie. Dabei spielt die Tanzkompanie St. Gallen eine besondere Rolle und der Tanz wird zum gleichberechtigten theatralen
Medium. Lucia Lucas ist die Sängerin der Titelrolle. Sie feierte bereits grosse Erfolge als Heldenbaritonistin an Häusern wie der New Yorker Metropolitan Opera, der Lyric Opera Chicago oder der English National Opera. Sie wirkte ebenfalls als Dramaturgin der Autoren.