Friedrich Dürrenmatts Klassiker «Der Besuch der alten Dame» wird in Thun dem Publikum musikalisch nähergebracht. Wer unvoreingenommen an die Sache herangeht und Musicals gerne mag, erlebt ein Musiktheater in perfekter Manier.
Thunerseespiele | Der Besuch der alten Dame
Weltweiter Siegeszug
Nach «Dällebach Kari – das Musical» und «Gotthelf – das Musical» präsentieren die Thunerseespiele 2013 zum dritten Mal ein eigens für Thun geschriebenes Musical. Gemeinsam mit den Erfolgsautoren von «Dällebach Kari» wurde bereits im Frühjahr in Wien intensiv am neuen Stück gearbeitet – einer Musicaladaption von Friedrich Dürrenmatts «Der Besuch der alten Dame». Der Stoff stammt also wiederum aus dem Bernbiet – und ist seit 55 Jahren weltweit erfolgreich. So wurde der Theaterklassiker beispielsweise mit Ingrid Bergman und Anthony Quinn in den Hauptrollen verfilmt, und es gibt wohl keinen Schüler im Lande, der diese Geschichte und deren Autor nicht kennt. «Der Besuch der alten Dame» feierte als Theater 1956 in Zürich Premiere und hat seither einen Siegeszug durch die ganze Welt angetreten. In jüngerer Zeit war es die Inszenierung 2011 im Luzerner Theater, die besondere Beachtung fand und dem Stück zu neuer Brisanz verhalf.
Die Geschichte
Die Kleinstadt Güllen hat weiss Gott bessere Tage gesehen. Da kommt es gerade recht, dass Claire Zachanassian, die reichste Frau der Welt, ihren Besuch ankündigt. Einst als Kläri Wäscher in Güllen aufgewachsen, hat sie durch glückliche Ehen und guten Geschäftssinn ein Vermögen gemacht. Claire ist bereit, die Stadt zu unterstützen, verlangt im Gegenzug aber Gerechtigkeit. Im Klartext: Geld gibt es nur, wenn ihr ehemaliger Liebhaber Alfred Ill, der sie damals gedemütigt hat, stirbt! Selbstverständlich weist man dieses ungeheuerliche Ansinnen von sich, doch bereits am nächsten Morgen beginnt die Bevölkerung Güllens, in der Hoffnung auf das baldige Ableben Ills, auf Kredit einzukaufen. Ill und andere Bürger versuchen Claire von ihrem Plan abzubringen – doch sie lässt sich trotz der wieder aufflammenden Liebe nicht umstimmen. Bald zeigt sich, dass Claire selbst die Stadt gezielt zugrunde gerichtet hat. In einer Abstimmung wird die sogenannte Stiftung der Claire Zachanassian schliesslich angenommen, wobei Alfred Ill einen «Tod aus Freude» erleidet, wie der Amtsarzt feststellt. Die alte Dame überreicht den Städtern, die sie verachtet, den Scheck und reist mit dem Leichnam ihres Geliebten wieder ab.