Die Operette «Die schöne Helena» von Offenbach spielt in der Götterwelt der Antike – gemeint war aber die Oberschicht von Paris unter Napoleon III. Die Inszenierung des Theaters St. Gallen hat den Stoff aktualisiert, indem sie die Reichen, Schönen und Mächtigen von heute karikiert.
Theater St. Gallen | Die schöne Helena
Riesenwelle und Surfbrett – das Theater St. Gallen hat «Die schöne Helena» geschickt modernisiert.
Surfbrett und Riesenwelle
Wie bringt man die Reichen, Schönen und Mächtigen heute karikierend auf die Bühne? Das haben sich Regisseur Ansgar Weigner zusammen mit Bühnenbildner Jürgen Kirner und Kostümbildner Kristopher Kempf bei ihrer jüngsten Inszenierung von Offenbachs «Schöner Helena» gefragt. Da will beispielsweise einer «Sparta great again» machen und zieht eine Mauer hoch. Und Paris kommt auf einer Riesenwelle auf dem Surfbrett übers Meer.
Die Schönste für Prinz Paris
Darum gehts im Stück: Helena, Königin von Sparta und Gattin von Menelaos, vermisst Liebe und Leidenschaft in ihrem Leben, da Menelaos nicht mal im Bett das Handy aus der Hand legt. Doch es gibt Hoffnung: Helena hat erfahren, dass die Göttin Venus dem trojanischen Prinzen Paris die schönste Frau der Welt versprochen hat. Das verheisst nichts Gutes für Helenas Ehe mit König Menelaos, denn die schönste Frau der Welt ist selbstverständlich sie. Ein von Menelaos’ Bruder Agamemnon veranstaltetes Quiz, modern inszeniert als Millionenshow, bietet Paris Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen. Dann muss Meleanos für einen Monat nach Kreta. Dieser kehrt allerdings unerwartet zurück und überrascht die beiden.
Erste von drei grossen Operetten
Jacques Offenbachs Operette, die wir zum 200. Geburtstag des Komponisten aufführen, schildert die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges aus einer ironischen und zeitgenössischen Perspektive. Es ist die erste seiner grossen dreiaktigen Operetten, die in den 1860er-Jahren am Pariser Théâtre des Variétés herauskamen. Offenbach war damals auf der Höhe des Erfolgs und wendete sein bewährtes Erfolgsrezept an, wie Dramaturg Marius Bolten im arttv.ch-Video erklärt.