«Onkel Wanja» ist ein wunderbar wehmütiges, traurig-komisches Drama des Alltags. Das Stück erzählt von Sehnsucht und Enttäuschung, von Lebenslügen und unerfüllter Liebe.
Theater Orchester Biel Solothurn | Onkel Wanja
Szenen auf dem Lande
Der emeritierte Professor Serebrjakow reist mit seiner jungen Frau Elena in die russische Provinz, wo er auf dem Gut seiner verstorbenen ersten Frau den verdienten Ruhestand verbringen will. Seine Tochter Sonja und ihr Onkel Wanja verwalten den Betrieb seit einer gefühlten Ewigkeit, wobei sie den hart erwirtschafteten Erlös stets dem Professor zukommen liessen – war dieser doch eine Berühmtheit, der Stolz der ganzen Familie. Doch nun, da alle auf dem Gut vereint sind, beginnt dieses Bild allmählich zu bröckeln. Enttäuscht muss Wanja feststellen, dass er einem Trugbild verfallen ist, dass er sich all die Jahre für einen eitlen Blender abgerackert hat. Wanja fühlt sich um seine Arbeit betrogen, ja um sein Leben. Zu allem Übel verliebt er sich auch noch unglücklich in die schöne Elena. Auch den Landarzt und Umweltschützer Astrow lässt die Professorengattin nicht ganz kalt, dabei hat der enttäuschte Idealist doch längst mit der Liebe und dem Leben abgeschlossen. Sonja wiederum ist seit Jahren in Astrow verliebt und wartet verzweifelt darauf, von ihm bemerkt zu werden. Sie alle begehren ins Leere und taumeln traumwandlerisch zwischen Erwartung und Wirklichkeit.
Über Tschechow
Der bedeutende russische Schriftsteller Anton Tschechow (1860–1904) gilt als Wegbereiter der Moderne. Mit diagnostischem Scharfblick und viel Mitgefühl analysierte er den Lauf der Zeit, blickte tief in die Seele seiner Mitmenschen und zeigte ihren täglichen Kampf gegen die Leere, ihr vergebliches Streben nach Sinn und Schönheit. «Eine Krise kann jeder Idiot erleben, aber was uns auslaugt, das ist der Alltag» – so der grosse Realist, der dennoch die Hoffnung nie aufgab.