Titus, der erste Snuff-Porno-Splatter der europäischen Theatergeschichte, von William Shakespeare im Theater der Künste.
Theater der Künste | Titus
Wer ist Opfer, wer ist Täter? Diese Frage steht am Anfang von TITUS, derzeit am Zürcher Theater der Künste zu sehen. Shakespeares Erstlingswerk steigert sich in einen Wahnsinnsrausch, in dem am laufenden Band gemordet, vergewaltigt, verstümmelt, geschlachtet und gefressen wird. Es ist eine moralfreie Zone, in welcher das Stück angesiedelt ist – und es ist diese offene Perspektive, welche Daniel Pfluger in seiner Inszenierung beibehält.
Rom steht vor dem Kollaps. Der alte Imperator ist tot, die Söhne streiten sich um den Thron. Das Volk lechzt nach Titus, dem alten Kriegsveteranen. Dieser opfert, traditionsgläubig und reaktionär, den ältesten Sohn der Gotenkönigin zu Ehren seiner eigenen im Krieg gefallenen Söhne und beschwört damit einen blutrünstigen Kreislauf aus Rache und Raserei herauf.
Titus konfrontiert Realitäten von Sprechtheater bis Schlammschlacht, von Wahnsinn bis Wahnwitz, von Apokalypse bis Amselfeld, von Gaudi bis Grand-Guignol.