Amerika, unheilbar, geisteskrank, böse! Eine sarkastische Abrechnung mit der Reagan-Ära als schwule Variation über gesellschaftliche Themen. Das Stück kann in einem oder zwei Teilen gesehen werden. Wer beide schaut, darf sich auf 5 1/2 Stunden freuen. Echt!
Theater Basel | Engel in Amerika
Zum Stück
Mitte der 1980er-Jahre: Der Ausbruch der Krankheit Aids erschüttert New York. Louis, Sprössling einer jüdischen Grossfamilie, verlässt panisch seinen erkrankten Freund Prior und kommt mit dem konservativen, mormonischen Anwalt Joe zusammen. Dessen von Medikamenten abhängige Frau flüchtet sich darauf in ihren Träumen ins ewige Eis, seine strenggläubige Mutter reist aufgebracht aus Salt Lake City an. Der Republikaner Roy Cohn, ein machtbesessener und zynischer Anwalt, behauptet bis zum letzten Atemzug, weder schwul noch an Aids erkrankt zu sein. Tony Kushners Theater-Epos, 1993 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet, stammt aus der Geburtsstunde des Neoliberalismus, spielt in der Reagan-Ära und gilt in den USA neben Millers «Tod eines Handlungsreisenden» als zentraler Klassiker über das Ende der US-amerikanischen Vormachtstellung in der Welt. Mehr als zwanzig Jahre nach seiner Erstaufführung ist «Engel in Amerika» die mit überbordender Phantasie erzählte, schonungslose Analyse einer Gesellschaft, die einen kollektiven Infekt in sich trägt und damit ringt, dessen Existenz zu akzeptieren.
Zum Regisseur
Regisseur Simon Stone, der «Engel in Amerika» inszeniert hat, ist nur einige Jahre älter als das Stück. Geboren wurde er in Basel, wo die Pharmaindustrie und ihre Forschungsabteilungen die Bekämpfung von Aids entscheidend mitgelenkt haben. Beide Teile – Teil I «Die Jahrhundertwende naht» sowie Teil II «Perestroika» – werden einzeln oder zusammen als Marathon-Vorstellung gezeigt.